Wittmann vorzeitig DTM-Champion: „Sehr emotional“

Klettwitz (dpa) - DTM-Champion Marco Wittmann sprang auf sein Auto, vergoss Freudentränen im Arm von Papa Herbert und lauschte stolz dem Lob der Konkurrenz.

Wittmann vorzeitig DTM-Champion: „Sehr emotional“
Foto: dpa

„Herzlichen Glückwunsch für eine weltklasse Saison. Das kannst du mitnehmen, das nimmt dir keiner mehr. Du hast 'ne ganze menge Leute beeindruckt“, sagte der zweimalige Titelträger Timo Scheider. Dank einer klugen Vorstellung auf dem Lausitzring kann Wittmann in den beiden ausstehenden Rennen nicht mehr von Platz eins verdrängt werden und steht mit 24 Jahren als jüngster deutscher DTM-Champion fest. „Vorzeitig den Titel einzufahren, das ist etwas, das sehr emotional ist“, sagte BMW-Pilot Wittmann nach seinem sechsten Platz.

BMW bejubelte den Fahrertitel und verteilte schnell T-Shirts mit der stilisierten Aufschrift „I'M MEGA MARCO“. Mercedes freute sich unterdessen über den Renn-Doppelerfolg von Pascal Wehrlein und Christian Vietoris. Mit 19 Jahren und 332 Tagen ist Wehrlein nun jüngster Tagessieger in der Geschichte des Deutschen Tourenwagen Masters. „Besser ging es nicht. Die Pole, jetzt das Rennen gewonnen. Ich bin mega glücklich“, sagte Formel-1-Testfahrer Wehrlein. Vietoris übernahm Rang zwei in der Gesamtwertung.

Wittmann wusste, dass ihm schon ein vierter Platz zum Titel reichen würde - bei Patzern der Konkurrenz sogar noch weniger. Entsprechend hielt sich der gelernte Karosseriebauerer aus möglichst allen brenzligen Situationen raus und mied harte Positionskämpfe. „Es war ein ganz schwieriges Rennen mit schwierigen Bedingungen. Aus allen Zweikämpfen raushalten, den Kontakt meiden. Unglaubliches Gefühl“, berichtete Wittmann schließlich stolz und erleichtert.

Dass er cool sein kann, hatte er schon die ganze Saison über bewiesen. Zwei Siege aus den ersten drei Rennen, vier insgesamt aus den sieben Läufen vor dem Start am Lausitzring und dazu nur einmal ohne Punkte: Wittmann fuhr allen davon. Vor dem achten Saisonrennen hatte der Franke mehr Punkte (120) als die beiden Verfolger Ekström und Mortara (112) oder alle Mercedes-Fahrer (119) zusammen. „Ich habe mich noch nie so über die Plätze sechs, sieben und acht gefreut, wie heute“, sagte BMW-Motorsportchef Jens Marquardt.

Wittmann konnte als interessierter Beobachter verfolgen, wie Wehrlein seinem ersten DTM-Sieg entgegenraste. Dass Verfolger Ekström sich mit einem schwachen Start und Fahrfehlern das Leben selbst schwer machte und nach einem verpatzten Boxenstopp seiner Crew sogar aufgeben musste, spielte ihm zudem in die Karten. Der Weg zum Titel war spätestens da endgültig frei. „Heute Abend trinken wir ein Bier. Mindestens eins“, funkte Wittmans Teamchef Stefan Reinhold nach der Zieldurchfahrt.

Tages-Dritter wurde Audi-Pilot Scheider. Der wollte seinen ersten Podestplatz der Saison unbedingt feiern und fragte mit Blick auf die erwarteten Partys bei Mercedes und BMW in Richtung von Wehrlein und Wittmann: „Darf ich auch kommen?“ In den Räumen von Audi standen nach dem zwölften sieglosen DTM-Rennen in Serie eher kritische Analysen auf dem Programm. „Wir wollten in der Herstellerwertung einen deutlichen Schritt nach vorne machen, das ist nicht geglückt. Wir haben nur den Schaden begrenzt, in dem der Rückstand auf BMW nicht größer geworden ist“, ärgerte sich Audis DTM-Leiter Dieter Gass über nur drei Autos in den Punkten. Den Ingolstädtern droht sogar eine ganze Saison ohne Sieg. Zur großen Feier der Konkurrenz wurde Scheider trotzdem eingeladen.

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