Nach Steffens Kritik nun Zoff um neuen DM-Termin

Wuppertal (dpa) - Der Deutsche Schwimm-Verband hat neben dem Zoff mit seinen Stars nun auch noch ein Terminproblem. Britta Steffen und Paul Biedermann stehen zu ihrer Kritik am DSV und legten nach.

Die Doppel-Olympiasiegerin von 2008 stört, dass die deutschen Kurzbahn-Meisterschaften parallel zur EM stattfinden. „Das ist dumm, das zeitgleich zu legen, finde ich“, sagte Steffen in Wuppertal. Somit fehle die EM als weiterer Wettkampf vor der WM Mitte Dezember.

Noch kritischer sieht die 29-Jährige die nun bekanntgewordene Verlegung der deutschen Langbahn-Meisterschaften um drei Wochen auf den 25. bis 28. April. Seit Monaten war die WM-Qualifikation vom 4. bis 7. April vorgesehen. Der vom Fernsehen geforderte neue Termin wirft viele Trainingsplanungen über den Haufen. „Wenn wir nicht irgendwann anfangen, Farbe zu bekennen und die Vierjahrespläne durchzuziehen mit den Trainern, dann wird das gar nichts mehr mit dem DSV“, meinte Steffen.

In Teilen konnte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow diesen Unmut nachvollziehen. „Auch mir wäre es am liebsten gewesen, unsere Planungen 1:1 umzusetzen“, sagte er. Allerdings sei TV-Präsenz für die Außendarstellung und die Verbandsfinanzen wichtig. „Je mehr ich in der Hosentasche habe, desto mehr Wünsche können erfüllt werden.“ Hingegen hielt Buschkow Steffens sonstige Abrechnung für größtenteils ungerechtfertigt. „Ich war ein bisschen enttäuscht“, sagte er und kündigte ein Gespräch an. Unmittelbare Konsequenzen sind aber nicht geplant. Buschkow betonte, der Verband habe beiden viele Sonderwünsche erfüllt.

Britta Steffen machte deutlich, dass ihre Kritik an den Strukturen im Deutschen Schwimm-Verband nicht aus dem hohlen Bauch heraus kam. „Mich interessiert wirklich, wie es mit dem DSV weitergeht. Ich habe echt Bauschmerzen, wenn ich sehe, wie professionell andere Verbände alles handhaben und wie schade es ist, dass wir mit unseren Möglichkeiten zu wenig rausholen.“ Sie habe nur „aufrütteln“ wollen, „dass sich eventuell was bewegt. Ich habe die letzten Jahre nichts gesagt, weil ich dachte, es hat keinen Effekt. Jetzt bin ich im Winter meiner Karriere, vielleicht hilft es was, wenn ich mal Stellung beziehe“, sagte die 29-Jährige und fügte hinzu: „Große Hoffnung habe ich nicht, aber dann habe ich alle meine Ressourcen erschöpft.“

Viel Zeit zur Kurskorrektur gibt sie dem Verband nicht mehr: „Schön wäre es, wenn man aus dem chronischen Prozess einen akuten macht, um dann wirklich den DSV als auch die Leistung der Schwimmer zu kurieren.“ Eine Expertenkommission wird bis Ende des Monats über Reformschritte beraten, ein neuer Bundestrainer soll bis Jahresende gefunden sein.

Steffens Freund Paul Biedermann berichtete von positiven Reaktionen vonseiten der Schwimmer: „Es gab viele nette Worte, die uns darin bekräftigen, und das macht uns Mut.“ Gleichzeitig ließ er deutlich erkennen, dass er nach bereits erfüllter WM-Norm lieber bei der EM im französischen Chartres gegen Lokalmatador Yannick Agnel angetreten wäre. „Ich bin ein bisschen traurig, dass ich den Titel so abgeben muss, ich hätte mich gerne gestellt“, sagte Biedermann. „Aber wir sind jetzt hier und versuchen, das Beste draus zu machen.“

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