NADA-Finanzkrise: DOSB defensiv

Düsseldorf (dpa) - Der Hilferuf der wieder in Finanznot steckenden Nationalen Anti-Doping-Agentur hat im deutschen Sport Empörung und Ratlosigkeit ausgelöst.

„Das ist unwürdig, dass so etwas passieren muss“, schimpfte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und unermüdlicher Doping-Bekämpfer nach dem SOS der NADA. „Was man mit der NADA macht, ist eine Schande für Deutschland.“

Dagegen blieb der Deutsche Olympische Sportbund nach dem Notruf aus der Bonner Agentur in Deckung und will am bisherigen Drei-Säulen-Modell zur Finanzierung der NADA durch Politik, Sport und Wirtschaft festhalten. „Ich sehe keine Alternative zum Stakeholder-Modell“, sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. „Es wird Sache der neuen Bundesregierung sein, gemeinsam mit dem Sport dazu zu kommen, dass auch die anderen Stakeholder ihren Beitrag leisten.“

Einen Tag zuvor hatte die NADA Alarm geschlagen und öffentlich geklagt, dass der 4,6-Millionen-Euro-Etat für 2014 nicht gesichert sei und eine drastische Reduzierung der rund 9000 Doping-Kontrollen sowie ein Personalabbau drohten. Für dieses Jahr war der Bund mit einer Million Euro noch einmal in die Bresche gesprungen. Während der organisierte Sport seinen Teil leistet, ist die finanzielle Beteiligung der Wirtschaft seit Jahren gering.

Außerdem leisteten 2012 nur drei der 13 Bundesländer einen Beitrag. Dies hält Lutz Knoppek, Obmann der FDP im Sportausschuss des Bundestages, für völlig inakzeptabel. „Anstatt neue Gesetze im Anti-Doping-Kampf zu fordern, sollten die Länder erst einmal ihre Hausaufgaben machen und die NADA 2014 und darüber hinaus finanziell unterstützen“, forderte er.

„Der organisierte Sport setzt auf die Gewinnung von Sponsoren, und der Bund verweist auf den Sport. Da zeigt jeder im Kreis mit dem Finger auf den anderen“, meinte Prokop. „Das Stakeholder-Modell funktioniert so nicht.“ Wie Prokop ist auch der Nürnberger Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel der Auffassung, dass ein neues Zuwendungskonzept notwendig wäre: „Das ist eine Aufgabe der Gesellschaft und des Staates.“

Generell keine ideale Lösung ist für ihn, dass der organisierte Sport der größte Geldgeber der NADA ist. „Die Nähe der Sportverbände zur NADA ist mir zu groß“, meinte Sörgel. Vorgesehen war bei der Gründung der Agentur, ein Stiftungskapital von 50 Millionen Euro zu schaffen, aus deren Erträgen sich die NADA finanziert. Bisher sind aber nur 14 Millionen eingebracht worden.

Während es bei der NADA-Finanzierung seit Jahren einen Ideenstau gibt, soll sich nun etwas beim Thema Aufarbeitung der Doping-Vergangenheit tun. In einem Antwortbrief an die Initiative „Wir gegen Doping“, in der 20 namhafte Sportler vereint sind, hatte der inzwischen zurückgetretene DOSB-Präsident und neue IOC-Chef Thomas Bach eine Fortsetzung der Aufklärung versprochen. „Im Übrigen steht für uns alle außer Frage, dass die Bearbeitung des - entgegen der Beauftragung von der Berliner Forschungsgruppe nicht abgedeckten - Untersuchungszeitraums von 1990 bis 2007 nachgeholt werden sollte“, schrieb er.

„Es gibt die Untersuchung der Doping-Vergangenheit von 1990 bis 2007 durch die Münsteraner Forscher, nur der Berliner Teil wurde nicht geliefert“, sagte Vesper. „Ich bin dafür, dass das nachgeholt wird.“ Außerdem will der DOSB demnächst den „Dialog“ mit den Unterzeichnern der Initiative „Wir gegen Doping“ suchen.

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