Nguyen krönt Super-Turn-Jahr mit Sieg in Glasgow

Glasgow (dpa) - Marcel Nguyen hatte den Wettkampf wegen gravierender Flugverspätungen schon fast abgeschrieben - am Ende konnte er doch noch lachen. Der „Aufsteiger des Jahres“ krönte sein großartiges Turn-Jahr in Glasgow mit dem zweiten Weltcupsieg innerhalb von nur sechs Tagen.

Zum zweiten Mal nach Stuttgart durfte er nach einem Super-Wettkampf mit 90,098 Punkten die 15 000 Schweizer Franken (12 000 Euro) Preisgeld einstreichen. Zudem festigte er nach der dritten Weltcup-Station seine Spitzenposition im Kampf um den 50 000 Franken (40 000 Euro) wertvollen Jackpot.

„Einen besseren Jahresabschluss hätte ich mir nicht wünschen können. Vor allem, weil ich am Tag zuvor noch dachte, der Wettkampf würde ohne mich stattfinden“, sagte Nguyen der Nachrichtenagentur dpa. Wegen starken Schneefalls musste er seinen Flug nach Amsterdam umbuchen und in London Heathrow stundenlang auf den Anschluss warten. „15 Stunden Anreise waren ganz schön happig, deshalb fühlte ich mich zu Beginn des Wettkampfes etwas müde“, gestand der deutsche Olympia-Held. „Als ich dann in London sah, dass der Flug noch mal um zwei Stunden verschoben ist, dachte ich schon: Das war's. Ich habe ein bisschen gelesen und zur Beruhigung einen Kaffee getrunken.“ Gegen 22.30 Uhr hatte Nguyen schließlich sein Ziel erreicht und sank erschöpft ins Hotelbett.

Wenige Stunden später turnte der Olympia-Zweite trotz einer fehlenden Verbindung am Reck dennoch mit hoher Stabilität. Wie schon vor einer Woche in Stuttgart fing er am „Königsgerät“ den führenden Briten Daniel Purvis (89,864) noch ab, der von den 6000 Schotten in der Emirates Arena begeistert nach vorn getrieben wurde. Doch am Reck riskierte der bullige Rotschopf nach einer sechsstündigen Marathon-Veranstaltung nicht mehr alles und musste sich hinter dem Japaner Kazuhito Tanaka (89,998) diesmal mit Rang drei begnügen.

Mit dem zweiten Sieg in der dritten von fünf Weltcup-Veranstaltungen baute Nguyen seine Führung im Kampf um den erstmals mit 50 000 Franken dotierten Jackpot aus. Mit 140 Punkten rangiert er klar vor Purvis (120) und dem Olympia-Dritten Danell Leyva (USA/110), der in Glasgow nicht annähernd seine Form von London erreichte und Vierter wurde.

Zuvor hatten auch die deutschen Turnerinnen in Glasgow Akzente gesetzt. Elisabeth Seitz kam wie in Stuttgart auf den zweiten Platz, holte 9600 Euro Preisgeld und stabilisierte auch ihren zweiten Rang in der Gesamtwertung. Die 19-jährige Olympia-Sechste aus Mannheim turnte im Mehrkampf trotz einiger Fehler am Boden 54,799 Punkte. Kim Bui aus Stuttgart erkämpfte nur knapp dahinter mit 54,732 Zählern als Dritte noch einen Podestplatz.

Der Sieg ging wie in Stuttgart an die US-Amerikanerin Elizabeth Price, die sich souverän mit 59,165 Zählern durchsetzte. Die Ersatzturnerin der amerikanischen Olympia-Riege übernahm damit die alleinige Führung im Weltcup-Klassement. Die 16-Jährige führt mit nunmehr 100 Punkten vor Seitz (90) und Kim Bui (75) die Wertung an.

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