NRW Sportlehrerverband: Zu wenig Bewegung bei Schülern

Der NRW Sportlehrerverband glaubt, dass Bewegung bei Schülern zu kurz kommt. Vor allem das Nachmittagsangebot sei oft zu verkopft.

Düsseldorf. Ohne Ganztag läuft in der Schullandschaft nichts mehr. 35 Prozent der Schüler in Nordrhein-Westfalen besuchen mittlerweile eine Ganztagsschule. 2015 werden es nach Schätzungen des Landessportbundes bereits deutlich über 40 Prozent sein. Doch das Angebot ist ausbaufähig — vor allem was den Sport angeht, sagt der Landesverband NRW des Deutschen Sportlehrerverbandes mit Sitz in Krefeld. „Ganztag braucht mehr Bewegung“, erklärt Präsident Michael Fahlenbock.

Die verlängerte Zeit in der Schule dürfe nicht nur zu einem „mehr an Verkopfung“ werden — Hausaufgabenbetreuung und Bildungsangebote ständen meist an erster Stelle. „Das liegt auch an der Wertschätzung der Eltern. Fällt die Mathestunde mehrmals aus, beschweren sie sich, bei Sport interessiert das keinen.“

Der Landessportbund NRW ist mit der Betreuung in Schulen dagegen zufrieden. „Der Bereich Bewegung, Spiel und Sport hat bereits einen relativ großen Anteil am Ganztagsangebot“, sagt Referentin Birte Feyerabend. Sie fügt aber hinzu: „Er könnte sicherlich noch ausgedehnt werden.“

Dass oft außerschulische Institutionen wie Vereine die Gestaltung übernehmen, sieht Feyerabend nicht als Problem — Michael Fahlenbock, der jahrelang als Sportlehrer tätig war, schon. „Lokale Vereine mit ins Boot zu holen, ist gut, aber das Zepter muss in der Hand der Schulen bleiben.“ Er fordert, dass der Pflichtunterricht und das Ganztagsangebot mehr miteinander verzahnt werden. „Der Sportlehrer sollte ein gemeinsames Konzept erarbeiten.“

Allerdings: Nicht in jedem Kollegium sitzt auch ein Lehrer mit abgeschlossenem Sportstudium. Gerade in Grundschulen würde der Sportunterricht oft von Fachfremden geleitet. „Man denkt halt: Die Kleinen kann doch jeder beschäftigen“, erklärt der Präsident des NRW Verbandes. „Aber hier wird die Basis geschaffen.“ Das sei wie bei Mathematik und Deutsch: Wer die Grundlagen nicht rechtzeitig lernt, wird immer Defizite haben.

In der Grundschule Gerhard-Tersteegen an der Beckbuschstraße in Düsseldorf hat man das erkannt. „Wir haben eine Sportlehrerin“, sagt Brigitte Seip. Sie koordiniert den Ganztagsbereich und legt viel Wert auf ein abwechslungsreiches Sportangebot: Judo, Rollhockey, Ballsport, Leichtathletik, Fußball. Bald soll es vielleicht noch eine Basketball-AG geben. Das Sportprogramm im Ganztag ist hier ein Zusatz zum normalen Sportunterricht.

Das ist nicht immer der Fall. Die Aktivitäten im Ganztag können auf die Pflichtstunden angerechnet werden. Viel Bewegung am Nachmittag kann also bedeuten: wenig Sport im Stundenplan. „Das ist eine absolute Fehlentwicklung“, sagt Fahlenbock.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort