Nur Olympia zählt: Kurzbahn-EM als Zwischenstation

Stettin (dpa) - Für die Kurzbahn-Könige Europas zählt nur Olympia. Vor einem Jahr waren die deutschen Schwimmer um Paul Biedermann und Britta Steffen mit zehn Siegen noch die Nummer 1 der EM.

33 Wochen vor dem großen Ziel Olympia ist Stettin für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) nicht mehr als ein Zwischenstopp auf dem schweren Weg nach London. „Man muss sich ein bisschen überraschen lassen von den Ergebnissen. Wir werden ein verschwommenes Bild sehen“, sagt DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Im Gegensatz zu den Vorjahren nennt er diesmal kein Medaillenziel.

Alle großen Schwimm-Nationen konzentrieren sich jetzt schon auf Olympia 2012 in London. Viele Athleten lassen die Kurzbahn-EM aus, die meisten Deutschen reduzieren dafür ihr Training gar nicht oder nur kaum. Allein Wettkampftyp Biedermann hat sich gezielt vorbereitet. „Ich möchte schon aufs Treppchen und gute Zeiten schwimmen. Aber zu weit lehne ich mich nicht aus dem Fenster“, sagte er am Mittwochabend gut gelaunt vor seinem Abschlusstraining im Becken der „Floating Arena“.

Britta Steffen hingegen bremst für den Wettkampf in der Nähe ihres Geburtsortes Schwedt an der Oder die Erwartungen. Trotz ihrer Weltjahresbestzeit über 100 Meter Freistil vor knapp zwei Wochen meinte sie: „Ich werde Stettin aus dem vollen Training heraus schwimmen. Wenn ich ähnliche Zeiten schwimme, wäre das klasse.“

Da die besten Niederländerinnen und die Schwedinnen die EM auslassen, ist die 28 Jahre alte Doppel-Olympiasiegerin bei ihrer ersten internationalen Meisterschaft nach dem persönlichen WM-Desaster von Shanghai die Favoritin. „Die EM ist Zwischenstation, kein Testwettkampf“, betont ihr Heimtrainer Norbert Warnatzsch. Er teilt sich mit anderen Coaches die Aufgaben des Noch-Bundestrainers Dirk Lange. Dessen Aufhebungsvertrag ist zwar beschlossene Sache, die offizielle Verkündung der vorzeitigen Trennung steht aber noch aus.

Den Auftakt zur Medaillenhatz soll an diesem Donnerstag in der ersten von 38 Entscheidungen Weltrekordler Paul Biedermann über 400 Meter Freistil geben. Der Titelverteidiger will „zwei Sekunden“ schneller sein als bei der deutschen Meisterschaft. Für die ausgedünnte europäische Konkurrenz dürfte das reichen, ebenso über die 200 Meter, wo Biedermann vor einem Jahr überraschend den Kürzeren zog. „Es ist schade, dass ein Agnel oder Lobintsew nicht hier sind, aber über mangelnde Konkurrenz kann ich mich auch hier nicht beschweren“, sagte Biedermann, der die Duelle Mann gegen Mann liebt und braucht wie kaum ein Zweiter.

Vor einem Jahr verblüffte das Team mit sechs Siegen am ersten Tag und die Brüder Markus und Steffen Deibler mit zusammen sieben Titeln. Beide schwimmen diesmal nur ein reduziertes Wettkampfprogramm. „Wir müssen im Sommer schnell sein. Ich kann diesmal nicht viel erwarten“, sagt Markus. Steffen wäre nach eigener Aussage mit einem Platz auf dem Siegerpodest zufrieden.

Mehr als die Endlaufteilnahme im Blick haben Vize-Europameisterin Silke Lippok über 200 Meter Freistil und der Junioren-Weltmeister Christian Diener über die Rückenstrecken. Ebenso Sprinterin Dorothea Brandt und Titelverteidiger Yannick Lebherz, der sich erst nach guter DM-Zeit über die 400 Meter Lagen zum EM-Start durchrang.

Auf Stettin verzichten unter anderem der WM-Dritte auf der Langbahn über 200 Meter Brust, Christian vom Lehn, sowie Sarah Poewe und Hendrik Feldwehr. Helge Meeuw und Tim Wallburger fehlen verletzt. Offen ist die Fitness von Daniela Schreiber und Theresa Michalak nach Magen-Darm-Infekten.

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