Proteste der Fans: Der Druck von den Rängen

Die Proteste der Fans beschäftigen weiter die Clubs der Bundesliga — trotz Verabschiedung des Sicherheitskonzepts.

Düsseldorf. Paul Jäger übte sich am Mittwoch in Schadensbegrenzung. Mit „Liebe Freunde des Vereins, ja, ich bin gestern ausgeflippt!“ beginnt der Finanzvorstand von Fortuna Düsseldorf seine Stellungnahme an die Fans auf der Facebook-Seite des Vereins.

Was war geschehen? Nach dem blamablen 0:2-Pokal-Aus der Fortuna am Dienstag in Offenbach beschimpfte Jäger die eigenen Fans auf dem Stadion-Parkplatz. Tenor: „Ihr seid schuld, dass wir verloren haben“. Während des Pokalspiels hatten die Fortuna-Fans Gesänge und Anfeuerungsrufe nahezu komplett eingestellt. Schwiegen stumm.

Vor einer Woche noch herrschte Zufriedenheit bei der Deutsche Fußball Liga (DFL), dem Deutsche Fußball-Bund, bei Politik und Polizei nach der Verabschiedung des Sicherheitskonzepts der DFL.

31 Proficlubs hatten am 12. Dezember das umstrittene Konzept verabschiedet und allen 16 Anträgen zugestimmt. Doch trotz der Absegnung des Papiers durch die Clubs, bedeutete das offensichtlich nicht ein Ende der Fan-Proteste.

Auch die Verantwortlichen von Borussia Dortmund machen sich Gedanken nach der fehlenden Fanunterstützung beim Auswärtsspiel in Hoffenheim. Trainer Jürgen Klopp bezeichnete am Montag den Verein als „Gesamtkunstwerk aus vielen Komponenten“.

Der Club veröffentlichte sogar einen Offenen Brief. Falle die Euphorie der Fans weg, fehle etwas. Deshalb rief der Verein vor dem Pokalspiel gegen Hannover 96 seine Fans zu mehr Unterstützung auf. Am Mittwoch schwieg der Großteil der Fans wie zuletzt in den Bundesligaspielen die ersten zwölf Minuten und zwölf Sekunden.

Beim Dortmunder Erzrivalen Schalke 04 nehmen die Verantwortlichen den Unmut ihrer Fans ebenfalls ernst: „Die Fans haben eine Menge erreicht und sich eine große Aufmerksamkeit verschafft“, sagt Patrick Arnold, Leiter der Fanabteilung im Schalker Fanclub-Verband.

Die Reaktionen der anderen Clubs wie Dortmund oder Düsseldorf seien ein deutliches Zeichen für die Wirkung. So besteht bei den Schalker Anhängern der Wunsch, künftig bei elementaren strukturellen Veränderungen mit ins Boot und ins Gespräch genommen zu werden.

„Das geht sicher nicht zu allen Themen, aber der Dialog wird ausgeweitet“, sagt Arnold, der mit weiteren Protesten nach der Winterpause rechnet. In Schalke deutete sich zuletzt eine Spaltung der Fans an. Während die Ultras weiter schwiegen, haben andere Fangruppen zunehmend die Initiative übernommen.

Ruhiger ist es hingegen in Mönchengladbach. Der Gladbacher Fanbeauftragte Thomas Weinmann ist ganz entspannt: „Wir haben seit über zwei Jahrzehnten einen konstruktiven Dialog mit dem Club.“ Das Sicherheits-Thema sei populistisch hochgeschaukelt worden. Erkennbar daran, das kaum einer die Inhalte korrekt kenne.

Der Protest vor dem 12.12. sei von allen Fans ausgegangen. Der nach dem 12.12. zumeist nur noch von den Ultras. Die Gefahr einer Teilung der Fans sieht er. Nicht in Gladbach, aber bei einigen anderen Clubs.

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