Doping-Vergangenheit der letzten zehn Toursieger

Berlin (dpa) - Nur zwei der vergangenen zehn Tour-de-France-Gewinner wurden nicht wegen Dopingvergehen belangt oder standen unter Verdacht, verbotene Substanzen eingenommen zu haben: Der Spanier Carlos Sastre (2008) und Greg LeMond aus den USA (1986, 89, 90).

LeMond schwang sich später zum namhaftesten Kritiker von Seriensieger Lance Armstrong auf. Aber nur ein „Sieger“ in der 108-jährigen Tour-Geschichte - Floyd Landis 2006 - verlor wegen nachgewiesenen Dopings im Nachhinein sein Gelbes Trikot. An seiner Stelle wurde mehr als ein Jahr später der Spanier Oscar Pereiro zum Gewinner erklärt.

Alberto Contador (Spanien), Toursieger 2007, 2009, 2010: Der 28- jährige Madrilene muss sich ab 1. dem August vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen seines positiven Clenbuterol-Befundes bei der Tour 2010 verantworten. Einsprüche des Weltverbandes UCI und der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hatten für den Prozess gesorgt, nachdem ihn sein Landesverband freigesprochen hatte. Dieser war Contadors Version gefolgt, ein kontaminiertes Steak sei verantwortlich für die positive Analyse. Contadors Name tauchte bereits 2006 auf einer Kundenliste des mutmaßlichen Dopingarztes Eufemiano Fuentes auf - verschwand dann aber unter bislang ungeklärten Umständen wieder.

Carlos Sastre (Spanien), 2008: Er begann seine Karriere 1997 beim spanischen Team Once. Die Mannschaft wurde von Manolo Saiz geführt, neben Fuentes der Hauptschuldige der gleichnamigen Affäre um gepanschte Blutkonserven. Ermittlungen gegen Sastre gab es nie.

Oscar Pereiro (Spanien), 2006: Er erhielt sein Gelbes Trikot am Grünen Tisch, nachdem Landis des Testosteron-Dopings überführt worden war und alle Prozesse verloren hatte. Pereiro war bei jener Tour positiv auf das Asthmamittel Salbutamol getestet worden, konnte aber bei einem späteren Verfahren ein Attest vorweisen.

Lance Armstrong (USA), 1999 bis 2005: Seit einem Jahr ermitteln US-Behörden gegen ihn. Sie könnten Armstrongs gesamte Triumphe infrage stellen. Wissenschaftlich ist erwiesen, dass er zumindest 1999 bei seinem ersten Toursieg EPO benutzte. Eine nachträgliche Analyse, die die Zeitung „L'Équipe“ 2005 nach seinem ersten Rücktritt veröffentlichte, belegt das. Trotzdem gab es keine Sanktionen, weil sportrechtliche Richtlinien - eine B-Probe gab es nicht mehr - dagegen sprachen.

Marco Pantani (Italien), 1998: Der „Pirat“, der 2004 an einer Überdosis Kokain starb, musste sich in mehreren Dopingprozessen verantworten. 1999 wurde er als Führender im Rosa Trikot aus dem Giro d'Italia genommen, nachdem bei ihm EPO nachgewiesen worden war.

Jan Ullrich (Deutschland), 1997: Der erste und einzige deutsche Toursieger wurde 2006 mit Fuentes in Verbindung gebracht und vom Team T-Mobile nicht zur Tour zugelassen. Die Staatsanwaltschaft Bonn hatte dem gebürtigen Rostocker und einstigen Superstar danach nachgewiesen, Blut bei Fuentes gelagert und dafür bezahlt zu haben. Einen Prozess umging er, indem er einen sechsstelligen Betrag zahlte.

Bjarne Riis (Dänemark), 1996: Der erste skandinavische Toursieger gestand 2007, bei seinem Erfolg elf Jahre zuvor EPO, Wachstumshormone und Cortison benutzt zu haben. Die UCI entschied: Wegen einer achtjährigen Verjährungsfrist kann dem jetzigen Teamchef von Saxo-Bank-Sungard der Sieg nicht mehr aberkannt werden.

Miguel Indurain (Spanien), 1991 bis 1995: Der elegante Spanier wurde 1994 bei der Tour de L'Oise positiv auf Salbutamol getestet. Das Mittel ist als Spray nur aus medizinischen Gründen erlaubt. Die Universitätsklinik Navarra bestätigte die Verschreibung.

Greg LeMond (USA), 1986, 1989, 1990: LeMond machte keine Doping-Schlagzeilen. 1989 siegte er mit acht Sekunden vor dem Franzosen Laurent Fignon. Es ist der bislang geringste Vorsprung in der Tour-Geschichte. 1987 wurde LeMond bei einem Jagdunfall von seinem Schwager lebensgefährlich verletzt. Dennoch gewann er danach noch zweimal.

Pedro Delgado (Spanien), 1988: Er durfte sein Gelbes Trikot nur behalten, weil das Verschleierungsmittel Probenicid damals zwar auf der Schwarzen Liste des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), aber noch nicht beim Rad-Weltverband (UCI) stand. Das wurde kurz danach geändert.

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