Toursieger LeMond will gegen UCI-Chef kandidieren

London (dpa) - Ex-Radprofi Greg LeMond soll die in Misskredit geratene Branche retten. Der dreimalige Tour-de-France-Sieger will das Amt des umstrittenen Pat McQuaid an der Spitze des Weltradsport-Verbandes UCI übernehmen und sich 2013 in Florenz als Gegenkandidat zur Wahl stellen.

Das erklärte der 51-Jährige nach der zweitägigen Klausurtagung der neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft „Change Cycling Now“ in London. „Wenn sich kurzfristig niemand anderes findet, wäre ich bereit für eine Übergangspräsidentschaft“, sagte LeMond der Nachrichtenagentur dpa. Der Ex-Profi wird jetzt als einziger Toursieger seines Landes geführt, nachdem Lance Armstrong alle seine sieben Erfolge wegen Dopings verloren hatte.

Der australische Radsport-Sponsor Jaimie Fuller, der die Interessengemeinschaft für einen Wandel im Radsport in der Vorwoche gegründet hatte, verlangte McQuaids Rücktritt: „Um glaubwürdig zu sein, muss die UCI-Führung sofort zurücktreten. Wir brauchen eine Person, der die ganze Welt traut“.

LeMond ist prominentester Teilnehmer der Gegenbewegung zur herrschenden UCI, die trotz dreier großer Doping-Skandale in den letzten 15 Jahren kein probates Gegenrezept gegen die Manipulationen fand. Die UCI-Kritiker drängen auf eine Ablösung McQuaids und sind für eine Neuordnung des Doping-Kontrollsystems, das zukünftig die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA leiten könnte.

Zu dem prominent besetzten Gremium gehören außer LeMond unter anderen der Blut-Doping-Experte Michael Ashenden und die Ex-Profis Jonathan Vaughters, Paul Kimmage und Doping-Kronzeuge Jörg Jaksche. Der Ansbacher forderte: „Wir müssen die Vergangenheit aufklären, dann haben wir eine Zukunft“.

Der frühere UCI-Mitarbeiter Ashenden hofft auf eine bessere Zukunft. „Ich glaube, dass der nächste Sieger der Tour de France sauber sein kann. Das wäre ein bemerkenswerter Tag. Es geht darum, die Mentalität des gesamten Fahrerfeldes zu ändern“, erklärte er auf der Abschluss-Pressekonferenz in London.

Raschen Handlungsbedarf mahnte auch LeMond an. „Wenn wir der Öffentlichkeit und den Sponsoren das Vertrauen in den Radsport zurückgeben wollen, müssen wir jetzt handeln. Sonst ist der Radsport tot“, hatte der Ex-Profi vorher in einem Interview mit „Le Monde“ erklärt.

Der Tour-Triumphator der Jahre 1986, 1989 und 1990 sähe sich jedoch eher als möglicher Interims-Präsident. LeMond brachte den ehemaligen WADA-Chef Dick Pound und Ashenden als längerfristige Lösungen ins Spiel. „Es gibt geeignetere Leute. Es sollte am besten jemand von außerhalb des Radsports sein“, sagte LeMond, der in seiner Übergangszeit an der UCI-Spitze „für mehr Transparenz und Demokratie“ sorgen will.

McQuaid und dessen Vorgänger Hein Verbruggen, die in der Affäre Armstrong der Komplizenschaft verdächtigt werden, hätten viele Gelegenheiten zu Reformen ungenützt verstreichen lassen, fuhr der ehemalige Toursieger fort. „Es gab 1998 den Festina-Skandal, 2006 die Operacion Puerto und jetzt Armstrong - jedes Mal haben sie einen Neustart für den Radsport angekündigt. Und was hat sich geändert? Nichts“, lautete LeMonds Urteil.

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