Junge Reiter schaffen den Durchbruch nicht

Leipzig (dpa) - Das Problem ist offensichtlich. Das Durchschnittsalter der besten deutschen Springreiter liegt im A-Kader bei über 41 Jahren. Die Generation der 30-Jährigen fehlt fast komplett.

Junge Reiter schaffen den Durchbruch nicht
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„Das fällt auf“, sagt Heinrich-Hermann Engemann, der für den Nachwuchs zuständige Bundestrainer: „Die Situation ist nicht so einfach.“ Der mit Abstand Jüngste im achtköpfigen Kader ist der 33-jährige Daniel Deußer, der zuletzt den Durchbruch in die Weltspitze schaffte. Der Hesse ist indes die Ausnahme.

„Es ist wie beim Fußball: Talent haben viele, nach ganz oben kommen aber nur wenige“, sagt Bundestrainer Otto Becker vor dem ersten Weltcup-Turnier des neuen Jahres an diesem Wochenende in Leipzig. „Der Sprung in die Weltspitze ist groß und wird immer schwerer.“

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) war lange verwöhnt. Vor rund zehn Jahren schafften Talente wie Marcus Ehning, Christian Ahlmann und Marco Kutscher den Sprung in die Weltspitze - und sie sind noch immer dort und bilden gemeinsam mit dem 51-jährigen Ludger Beerbaum seit vielen Jahren das Korsett der Nationalmannschaften bei EM, WM oder Olympia.

Im Nachwuchsbereich gab es zwar immer wieder Erfolge, nur schaffte außer Deußer zuletzt niemand dauerhaft den Sprung in die Spitze. Philipp Weishaupt (29) und Janne-Frederike Meyer (34) ritten ein paar Jahre in der Weltklasse mit, haben aber den Anschluss verloren.

An Talenten mangelt es nicht. Aber aus dem deutschen Team, das vor zehn Jahren Gold bei der U21-Europameisterschaft gewann, reitet nur noch Felix Haßmann auf internationalem Niveau. Der 29-Jährige aus Lienen, der auch in Leipzig am Start ist, liegt in der Weltrangliste derzeit immerhin auf Rang 75. Seine damaligen Teamkameraden im Gold-Team haben sich wie Henrike Konzag und Simone Meurer aus dem großen Sport komplett verabschiedet oder spielen wie Philip Rüping keine Rolle.

Becker und Engemann, beide seit 2008 im Amt, versuchen gegenzusteuern. „Wir wollen die jungen Leute früher einbinden und nehmen sie möglichst früh mit zu den großen Nationenpreisen“, erklärt Engemann. Er ist auch federführend für die Perspektivgruppe zuständig, die vor vier Jahren gegründet wurde.

Gemeinsam mit Becker setzte Engemann sich zudem für den im vergangenen Jahr gegründeten U25-Springpokal ein, der „den Übergang in den internationalen Spitzensport erleichtern“ soll. „Wir wollen sie so ausbilden, dass sie gleich oben mitspielen können“, sagt Engemann und nennt die entscheidende Einschränkung gleich hinterher: „Wenn sie das richtige Pferd haben.“

Hoffnungsvolle Talente gebe es einige, versichern die beiden Bundestrainer. „Wir haben wieder gute Jahrgänge, die sind alle im besten Alter“, sagt Becker. Einige dieser Hoffnungsträger, allen voran David Will (26), Jan Wernke (24) und Patrick Stühlmeyer (25), sind auch in Leipzig am Start. Der Bundestrainer mahnt aber: „Man muss hart arbeiten und benötigt auch Durchsetzungsvermögen.“ Es gebe genug Talente, „die haben ihre Chancen nicht genutzt“.

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