Springreiter-EM: Deutsche hoffen auf Einzel-Medaillen

Aachen (dpa) - Als ihm die Silbermedaille um den Hals gehängt wurde, huschte ein erstes kleines Lächeln über Ludger Beerbaums Gesicht. Mit dem zweiten Platz im Team-Wettbewerb bei der EM in Aachen war der erfolgreichste Springreiter der letzten 25 Jahre aber nicht wirklich glücklich.

Springreiter-EM: Deutsche hoffen auf Einzel-Medaillen
Foto: dpa

„Das muss ich erst verdauen“, gab der 51-Jährige zu. Bis zum Sonntagnachmittag hat er dazu Zeit, dann lockt die Chance auf eine Einzelmedaille. „Der Tag Pause ist nicht schlecht“, sagte Beerbaum zu dem freien Samstag.

Auch mit etwas Abstand änderte sich nichts an den ernüchternden Tatsachen. „Daniel und ich haben es nicht hingekriegt“, haderte Beerbaum über den Abwurf des Kollegen Daniel Deußer - und über seinen eigenen. Ein einziger fehlerfreier Ritt hätte zu Gold gereicht. Doch keiner der beiden Topreiter schafft es, so dass die Weltmeister aus den Niederlanden wieder einmal feiern durften.

Am Sonntag will Beerbaum es besser machen und nach vorne reiten. „Es ist noch was drin“, sagte der Mann, der daheim in Riesenebck bereits sechs goldene EM-Medaillen im Schrank hat. Nach dem EM-Aus von Cassio Rivetti (Ukraine) geht Beerbaum mit Chiara als Sechster aussichtsreich in das Einzel-Finale. 4,75 Strafpunkte hat der 51-Jährige auf dem Konto und ist damit in Schlagdistanz zu den führenden Reitern. Rivettis Pferd Vivant fiel am Samstag in Aachen durch die tierärztlich Untersuchung.

Überraschend in Führung liegt der Spanier Sergio Álvarez Moya mit Carlo (1,47) vor dem für die Ukraine startenden Brasilianer Cassio Rivetti mit Vivant (2,31). Auf Platz drei folgt der große Favorit: Jeroen Dubbeldam mit Zenith (2,68). Der Reiter aus den Niederlanden ritt vor einem Jahr bei der WM in Frankreich zu Doppel-Gold - und es wäre keine Überraschung, wenn ihm das Kunststück auch bei der EM in Aachen gelingen würde.

Auch für Dubbeldam gilt, was Beerbaum über die eigenen Medaillen-Chancen sagte: „Es müssen zwei Nullrunden her.“ Nur wer in den beiden schweren Umläufen am Sonntagnachmittag fehlerfrei bleibt, darf auf Edelmetall hoffen.

„Es wird noch einiges passieren“, sagte Bundestrainer Otto Becker: „Erfahrungsgemäß wird es noch viele Fehler geben.“ Daher glaubt der Coach auch: „Für uns ist noch eine Medaille drin.“ Auch die anderen drei deutschen Starter haben das Finale der besten 25 erreicht: Christian Ahlmann (Marl) mit Taloubet (5,56), Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) mit Fibonacci (6,09) und der in Mechelen lebende Daniel Deußer mit Cornet d'Amour (7,09).

Wie sehr das EM-Klassement noch durcheinanderwirbeln kann, das weiß niemand besser als Ahlmann. „In Donaueschingen war ich auch Elfter vor dem Sonntag“, sagte der 40-Jährige und erinnerte an die EM 2003. Nach zwei weiteren Runden, in denen bei der Konkurrenz die Stangen kräftig purzelten und der damalige Newcomer mit Cöster fehlerfrei blieb, war Ahlmann Doppel-Europameister.

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