Ronaldo — geliebt und gehasst

Der Portugiese polarisiert. Sein sportlicher Wert für sein Land steht jedoch außer Frage.

Warschau/Düsseldorf. Auf der Tribüne in Warschau applaudierten die portugiesischen Legenden Eusebio und Luis Figo. Unten auf dem Rasen nahm Cristiano Ronaldo die zahlreichen Glückwünsche entgegen. Mit seinem dritten Turniertreffer köpfte der Kapitän Portugals sein Team ins EM-Halbfinale. Nach mäßigen Auftritten gegen Deutschland und Dänemark zeigte sich „CR7“, wie sich Ronaldo gerne selber nennt, gegen die Niederlande in verbesserter Form. Im Viertelfinale gegen Tschechien am Donnerstag war er erneut der alles überstrahlende Mann auf dem Platz.

Doch an Ronaldo scheiden sich bekanntlich die Geister. Von „Schönwetter-Fußballer“ oder „überheblicher Egozocker“ ist die Rede — für viele ist der 27-Jährige von Real Madrid eine Reizfigur, ein Selbstdarsteller, der sich auch auf dem Platz viel mehr für den perfekten Sitz seiner Frisur, als für den Pass zum frei stehenden Mitspieler interessiert. Andere sagen einfach, er ist neben Lionel Messi der weltbeste Fußballer.

In Warschau wurde Ronaldo bei fast jedem Ballkontakt von den Zuschauern ausgepfiffen. Dem Mann von der Insel Madeira macht so etwas nichts aus. Glaubt man dem deutschen Nationalspieler Mesut Özil, in Madrid Teamkollege des Portugiesen, ist dieser Ronaldo ein ganz anderer Typ, als es seine Gebärden auf dem Feld vermuten lassen. „Er ist ein netter Kerl. Bei meiner Ankunft in Madrid hat er sich intensiv um mich gekümmert“, sagte Özil einmal.

Oben auf der Tribüne träumten Eusebio und Figo von dem Coup, der ihnen immer verwehrt blieb — ein Titelgewinn. Derweil nahm der Superstar unten auf dem Rasen seine Mitspieler in den Arm. Portugal ist ein Kollektiv, keine „One-Man-Show“. Im Team missgönnt ihm niemand das Rampenlicht, das Ronaldo unbestritten liebt.

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