Schalkes Treueschwur

Nach dem Aus für Stevens setzt Manager Horst Heldt mit Jens Keller auf einen alten Wegbegleiter.

Gelsenkirchen. Die Augen waren klein, ein bisschen gerötet sogar. Die Nacht war kurz für Horst Heldt. Noch am späten Abend nach dem desolaten Auftritt beim 1:3 gegen den SC Freiburg am Samstag, hatte sich Schalkes Manager mit seinen Vorstandskollegen und Aufsichtsratschef Clemens Tönnies entschieden, „die Reißleine zu ziehen“, wie es Tönnies formulierte. Nach 15 Monaten war die zweite Amtszeit von Huub Stevens auf Schalke beendet. Sonntag Morgen wurde der Niederländer über diese Entscheidung informiert. „Wir haben uns im Guten getrennt“, sagte Heldt. Der bisherige U 17-Trainer der Schalker, Jens Keller, soll die Mannschaft bis zum Saisonende übernehmen.

Die Trennung von Stevens war nicht mehr zu vermeiden. „Wir sind faktisch in Probleme gekommen, die ihren negativen Höhepunkt erreicht haben“, sagte Heldt. Nach nur fünf von 24 möglichen Punkten aus den letzten acht Spielen ließ sich der Bruch zwischen Spielern und Trainer nicht mehr kitten. „Es gibt viele Faktoren, aber es ist eine Frage des Kopfes und nicht der Qualität“, sagte Kapitän Benedikt Höwedes.

Was genau zwischen dem zehnten und elften Spieltag, beim 0:2 bei Bayer 04 Leverkusen, innerhalb der Mannschaft vorgefallen ist, als der Abwärtstrend einsetzte, darüber hüllen sich alle Beteiligten in Schweigen. Doch die Konsequenz aus diesen Dissonanzen waren nicht mehr zu übersehen. Stevens hatte den Einfluss auf die Mannschaft verloren und schien zunehmend in seinem Stolz verletzt zu sein.

Trotz der Erfolge von Stevens auf Schalke mit dem Erreichen von Tabellenplatz drei im Sommer und dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League in dieser Saison, „hatten wir nicht mehr das Gefühl, das Spiel gegen Mainz am Dienstag im Pokal in dieser Konstellation gewinnen zu können“, begründete Heldt die Beurlaubung.

Jens Keller soll die Schalker nun wieder zu ihrem normalen Leistungsniveau führen. Heldt hatte den 42-Jährigen im Sommer aus Stuttgart als Jugendtrainer ins Ruhrgebiet geholt. Unter dem VfB-Manager Heldt war Keller bereits Co-Trainer. Als Cheftrainer hat Keller erst zwei Monate Erfahrung in Stuttgart als Interimslösung sammeln können.

Ein erfahrener Fußballlehrer kam für den Manager offenbar nicht infrage. „Warum in die Ferne schauen, bei guten Leuten vor Ort“, sagte Heldt über seine Wahl. Wie Keller das Schalker Team wiederbeleben will, darüber wollte er keine Antwort geben. „Ich muss mir erst ein Bild machen und werde das dann intern mit den Spielern besprechen“, sagte Keller. Die Vereinsführung hat auch deshalb gehandelt, weil sie befürchtete, dass die Mannschaft die Qualifikation zur Champions League verspielt und dass sie im DFB-Pokal ausscheiden könnte. Für Keller steht bereits Dienstag die erste Bewährungsprobe an — im Pokal-Heimspiel gegen Mainz 05 ist ein Sieg Pflicht.

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