Schwimm-Präsidentin Thiel vor Wiederwahl

Berlin (dpa) - Nach dem Olympia-Debakel rumort es weiterhin im Deutschen Schwimm-Verband - personelle Konsequenzen an der Spitze hat das aber wohl nicht zur Folge. Präsidentin Christa Thiel kann beim Verbandstag am 10. November in Hamburg mit ihrer Wiederwahl rechnen.

„Es wird zu 99 Prozent keinen Gegenkandidaten geben“, sagte der Präsident des mächtigen NRW-Landesverbandes, Manfred Peppekus, der Nachrichtenagentur dpa. Beim Weltcup am Wochenende in Berlin präsentieren sich die Beckenschwimmer nach den medaillenlosen Spielen von London wieder dem Publikum. Harte Arbeit steht auch dem Verband bevor, es gibt einige Baustellen:

STRUKTUR: „Wir sind der Meinung, dass sich etwas im Leistungssport ändern muss“, erklärte Peppekus. Der Chef des mitgliederstärksten Landesverbandes sprach sich für eine Reduzierung der Olympiastützpunkte „auf drei bis vier zentrale Leistungszentren“ aus. Diese Forderung findet Anhänger, Verteilungskämpfe nebst politischen Störgeräuschen sind da programmiert. Die vom DSV eingesetzte Strukturkommission soll auch dazu Vorschläge erarbeiten, wie die Beckenschwimmer wieder konkurrenzfähig werden sollen. Diese wird sich das erste Mal am Freitag in Frankfurt/Main treffen.

FÜHRUNGSPERSONAL: Thiel, die den Verband seit 2000 führt, bleibt vier weitere Jahre im Amt. Allerdings streben die Landesverbände personelle Änderungen bei den Vizepräsidenten und den Fachsparten an. Davon und von einer neuen Struktur hängt auch ab, ob Leistungssportdirektor Lutz Buschkow über 2013 seine Tätigkeit fortsetzt. Er hatte fast ein Jahr neben seinem Cheftrainer-Posten der Wasserspringer auch die Schwimmer nach der Trennung von Bundestrainer Dirk Lange mitbetreut - das war zu viel. Es gibt Stimmen im Verband, die statt eines Sportdirektors für alle Sparten einen wollen.

TRAINER: Ein neuer Bundestrainer ist per Ausschreibung zum 1. Dezember gesucht, die Bewerbungen werden derzeit gesichtet. Paul Biedermann bevorzugt einen ausländischen Trainer, einen „der nicht sein Ego pflegt“. Diese Äußerung im „Welt“-Interview war eher eine Spitze gegen Ex-Bundestrainer Lange und kein vorzeitiges Misstrauensvotum gegen den Essener Henning Lambertz. Nach Britta Steffens Wechsel zu Biedermann-Coach Frank Embacher wird Trainer-Urgestein Norbert Warnatzsch keine tragende Rolle mehr im DSV spielen. Für Unmut sorgte bei den Stützpunkttrainern, dass sie in der Strukturkommission nicht berücksichtigt sind. Zudem hat der DSV Verlängerungen der zum Jahresende auslaufenden Verträge auf Eis gelegt - mit Hinweis auf arbeitsrechtliche Erfordernisse. So laufen Embachers Planungen mit Steffen nur bis Dezember. Einer der Olympia-Trainer muss sich zudem wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs vor Gericht verantworten.

FINANZEN: Noch weiß der DSV nicht, mit welchen Mitteln er vonseiten der Politik rechnen kann - auch deswegen und wegen der anstehenden Präsidiumswahlen will der Verband durch neue Verträge vorerst keine Fakten schaffen. Der TV-Vertrag läuft aus, trotz schlechter Olympia-Leistungen stehen die Zeichen auf Verlängerung. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky sagte zur TV-Zukunft des Schwimmsports: „Wir haben nach wie vor großes Interesse an den olympischen Sportarten. Wegen fehlender Medaillen stellen wir das nicht ein.“

ATHLETEN: Auch bei den Athleten gibt es offene Fragen. Britta Steffen wechselt mit der Begründung des privaten Glücks zu Freund Paul Biedermann nach Halle/Saale. Dessen Trainer Embacher hat mehr Erfahrung auf der Mittelstrecke als im Freistilsprint. Wie Warnatzsch-Schüler Tim Wallburger mit Ex-Bundestrainer Lange klarkommt, ist ebenso offen wie ein Wechsel von Silke Lippok aus dem beschaulichen Pforzheim in ein professionelleres Umfeld eines großen Stützpunktes. Bei den anstehenden Änderungen sollen neben Langstrecken-Ass Thomas Lurz nun auch ehemalige Athleten aus dem Beckenbereich an einem Runden Tisch von Thiel gehört werden.

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