Große Aufholjagden: Die Wunder von Bern und Medinah

Berlin (dpa) - Der Gewinn des 34. America's Cups durch das Segel-Team aus den USA geht als eine der größten Aufholjagden in die Sportgeschichte ein.

Trotz eines 1:8-Rückstandes sicherten sich die Gastgeber in San Francisco durch einen 9:8-Erfolg über Neuseeland noch die älteste Trophäe im Segelsport.

Auch in anderen Sportarten gab es nicht mehr für möglich gehaltene Siege - oder auch Niederlagen.

- Als krasser Außenseiter geht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft 1954 in das WM-Finale gegen die scheinbar übermächtigen Ungarn. Nach dem 3:8 des B-Teams in der Vorrunde scheint auch die beste Elf von Bundestrainer Sepp Herberger angesichts des schnellen 0:2-Rückstandes chancenlos. Doch Max Morlock und zwei Tore von „Boss“ Helmut Rahn sorgen für die Wende im Endspiel und das sogenannte „Wunder von Bern“.

- Deutschlands Golfstar Martin Kaymer macht 2012 das Wunder von Medinah für das europäische Ryder-Cup-Team perfekt. Nach den ersten beiden Tagen liegen die Europäer im Medinah Country Club im US-Bundesstaat Illinois schier aussichtslos mit 4:8 gegen die favorisierten US-Profis um Superstar Tiger Woods zurück. In den abschließenden zwölf Einzeln am Sonntag startet das Team Europa ein historisches Comeback. Kaymer locht den entscheidenden Putt für den Titelverteidiger und feiert mit seinen Kollegen den 14,5:13,5-Triumph gegen die US-Stars. In der Geschichte des Ryder Cups ist es das erste Mal, dass ein Team einen Vier-Punkte-Rückstand auswärts noch dreht.

- Bei der Tour de France 1989 geht der Franzose Laurent Fignon als Führender in das abschließende Einzelzeitfahren von Versailles auf die Pariser Champs Elysées und steht dicht vor seinem dritten Tour-Gesamtsieg. US-Rivale Greg LeMond macht auf der 24,5 Kilometer langen Strecke jedoch noch 58 Sekunden auf Fignon gut und schnappt dem Mann mit der Nickelbrille und dem blonden Pferdeschwanz den Erfolg mit acht Sekunden Vorsprung weg. „Das ist zu viel für einen Menschen“, sagt der 2010 an Krebs gestorbene Fignon im Ziel.

- Im Champions-League-Finale 2005 liegt der FC Liverpool zur Halbzeit in Istanbul 0:3 gegen den AC Mailand hinten, die Partie scheint gelaufen. Doch die „Reds“ mit dem jetzigen Leverkusener Trainer Sami Hyypiä gleichen nach der Pause binnen sechs Minuten aus. Im Elfmeterschießen trifft als Erster der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Dietmar Hamann. Liverpool gewinnt vom Punkt 3:2, Hamann wird von den Fans als Held gefeiert, weil er trotz eines im Spiel erlittenen Ermüdungsbruches im Fuß bis zum Ende durchhält.

- Der FC Bayern hat den von Oliver Kahn als „Henkeltopf“ titulierten Champions-League-Pokal 1999 eigentlich schon sicher. Im Finale von Barcelona führen die Münchner gegen Manchester United lange 1:0 durch das Freistoßtor von Mario Basler. Doch in den letzten Zügen der Partie passiert das Unfassbare: Erst gleicht Teddy Sheringham aus, dann trifft der Norweger Ole-Gunnar Solskjaer zum Manchester-Sieg.

- Bei den British Open 1999 sieht der französische Golfprofi Jean Van de Velde mit drei Schlägen Vorsprung vor dem letzten der insgesamt 72 Löcher wie der sichere Sieger aus. Doch auf der 18. Bahn braucht Van de Velde sieben Schläge, weil er den Ball in einen Bach und gegen die Tribüne schlägt. Den silbernen Rotweinkrug gewinnt am Ende im Stechen der Schotte Paul Lawrie, der vor dem letzten Tag noch zehn Schläge Rückstand auf Van de Velde hatte.

- Das deutsche Davis-Cup-Team mit Boris Becker und Michael Stich braucht im Halbfinale 1995 in Moskau nur noch ein winziges Pünktchen zum Final-Einzug gegen die USA. Neun Matchbälle hat Stich im entscheidenden letzten Einzel gegen Andrej Tschesnokow, trotz eigenen Aufschlags kann er keinen nutzen und verliert den fünften Satz nach einem Doppelfehler 12:14.

- Für Steffi Graf scheint das Wimbledon-Finale 1993 gegen Jana Novotna verloren. 1:4 liegt die deutsche im 100. Damen-Endspiel auf dem „heiligen Rasen“ im dritten Satz zurück. Als Novotna die Chancen zur 5:1- und 5:2-Führung auslässt, entreißt Graf ihr noch den Triumph. Die Tschechin weint und ist mit den Nerven am Ende, die Herzogin von Kent tröstet sie bei der Siegerehrung.

- Bei den Olympischen Spielen 1972 in München geht der finnische Läufer Lasse Viren als Außenseiter in das Finale über 10 000 Meter. Kurz vor der Hälfte des Rennens stürzt Viren und rappelt sich wieder auf. Mehr noch: Der 23-Jährige sprintet allen Konkurrenten auf der letzten Runde davon und sichert sich in Weltrekordzeit Gold. Später wird Viren auch Olympiasieger über 5000 Meter und wiederholt diesen Doppel-Triumph vier Jahre später in Montréal.

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