„Kommodore“ Willi Kuhweide: Segel-Legende wird 70

Hamburg (dpa) - Deutschlands bekanntester Segler hat allen Grund zum Feiern: Im engsten Familienkreis begeht Wilhelm „Willi“ Kuhweide am 6. Januar in seiner Wahlheimat Carefree/Arizona seinen 70. Geburtstag.

Und schenkt sich selbst eine Reise auf die Pazifik-Insel Mauii.

Seinen heimlichsten Wunsch verriet der ehemalige Leiter der Lufthansa-Pilotenausbildung in den USA der dpa augenzwinkernd: „Ich möchte nicht von einem Asteroiden gerammt werden.“

Berühmt wurde Kuhweide mit seiner 1964 in seinem legendären Finn-Dingi „Darling“ gewonnenen Goldmedaille. Mit dem Olympiasieg stieg der damals erst 21 Jahre alte Ausnahme-Segler zum Idol einer ganzen Generation auf. Kuhweide selbst vermutet, dass „vor allem mein ungewöhnlicher Familienname zu dieser Berühmtheit beigetragen“ hat. Tatsächlich waren es vor allem seine Erfolge, die die Menschen im Nachkriegs-Deutschland beflügelten. Schon im Alter von 15 Jahren gewann Kuhweide erstmals die Kieler Woche. Vier Welt- und drei Europameistertitel ließ er folgen.

Dem Olympia-Triumph des sympathischen Berliners vom Verein Seglerhaus am Wannsee war eine umstrittene innerdeutsche Ausscheidung vorausgegangen. Im nationalen Ringen zwischen Kuhweide und seinem Ostberliner Rivalen Bernd Dehmel, zwischen BRD- und DDR-Segelteam, die damals letztmals in einer gemeinsamen deutschen Mannschaft bei der olympischen Regatta vor Enoshima antraten, wurde Kuhweide erst 30 Minuten vor dem Olympia-Start und nach dem Eingreifen des damaligen IOC-Präsidenten Avery Brundage nominiert. Während der Regatta trotzte Kuhweide einer hartnäckigen Mittelohrentzündung und segelte mit einem Start-Ziel-Sieg in der letzten Wettfahrt zu Gold.

Zurück in Berlin wurde der junge „Held“ von Hunderttausenden von Fans jubelnd empfangen und bescherte dem deutschen Segelsport ein nie dagewesenes Hoch. Er wurde von den Medien gefeiert und durfte auf Las Palmas sogar „Schätzchen“ Uschi Glas beim Fotoshooting das Einmaleins des Segelsports erklären. „Damals war die Sehnsucht groß nach Identifikationspersonen“, verriet Kuhweide der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Ich bin dann eine geworden.“ Er besang sogar Schallplatten mit Schlagern wie „Liebe kleine Segelbraut“, blieb dabei aber sich und seinem Hang zu Disziplin und Konsequenz stets treu.

Insgesamt nahm Kuhweide an fünf Olympischen Spielen teil, holte auf dem von ihm geliebten Revier der Kieler Förde 1972 mit Karsten Meyer Bronze im Starboot und war 1984 in Los Angeles Fahnenträger des deutschen Teams. Die schönste Erinnerung im Sport sei die an seine Kindheit in Berlin: „Ich habe es genossen, mit den Eltern und meinen drei Schwestern am Wochenende auf unserem Boot 'Wunschtraum' je nach Wetter alle in Dunkelblau oder Weiß gemeinsam zu segeln.“

Nach langer Segelpause und einem erfüllten Leben in den USA startete Kuhweide als Rentner noch einmal durch, übernahm 2005 als Kommodore des Deutschen Challenger Yacht Clubs die Rolle der Galionsfigur der ersten deutschen America's Cup-Kampagne.

Die eigene Segelkarriere beendete Kuhweide 1985. Sein Name aber ist geblieben und klingt weiter in den Ohren der nachfolgenden Generationen. Ab und zu entdeckt man ihn im Blankeneser Strandlokal „Zum Bäcker“, wenn er in Hamburg eine seiner Töchter besucht und die Aussicht auf die Elbe genießt. Und auf die Frage nach der besten Entscheidung seines Lebens antwortet Kuhweide: „Dass ich nicht Musik studiert habe, aber trotzdem bis heute Klavier und Akkordeon spiele.“

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