Nach der erfolglosen WM: Segelsport vor Neuordnung

Santander (dpa) - Bei der Weltmeisterschaft vor Santander sind die deutschen Starter an den selbst gesteckten Zielen vorbei gesegelt. Statt der erhofften zwei Medaillen gab es keine einzige, und am Ende standen lediglich drei, aber nicht die anvisierten sieben Olympia-Startplätze zu Buche.

Nach der erfolglosen WM: Segelsport vor Neuordnung
Foto: dpa

„Für die Mannschaft war es eine rabenschwarze Woche, aber ich gebe gerne etwas von meinem guten Lauf weiter“, sagte Philipp Buhl. Als WM-Vierter lieferte er das beste Resultat und bleibt der große Medaillenaspirant des Teams. „Ich weiß genau: Unser Team kann viel mehr“, ergänzte Buhl.

Neben ihm zählen die 49er-Europameister Erik Heil/Thomas Plößel, die nach einem Unfall nicht gemeinsam in die WM starten konnten, zu den Hoffnungsträgern. Auch RS:X-Surfer Toni Wilhelm, der zu Beginn mit einem falschen Brett surfte und nach dem „schlimmsten Aussetzer“ seines Lebens das Finale verpasste. Und schließlich die deutschen 49er-FX-Frauen-Crews, für die Victoria Jurczok/Anika Lorenz mit dem Gewinn der Finalwettfahrt für einen halbwegs versöhnlichen WM-Abschluss aus deutscher Sicht sorgten. Das Duo aus Berlin schob sich dadurch immerhin noch auf den ordentlichen fünften WM-Platz vor.

Die dennoch insgesamt ernüchternde WM-Bilanz in den zehn olympischen Disziplinen wird Konsequenzen haben: Die Kooperation zwischen dem Deutschen Segler-Verband (DSV) und der Segelförderinitiative Sailing Team Germany (STG) ist in aktueller Form infrage gestellt.

DSV-Präsident Andreas Lochbrunner sagte dem ZDF in Santander: „Die Doppelstruktur hat sich nicht bewährt. Wir sind seit einem halben Jahr dabei, sie aufzulösen und den gesamten Hochleistungssport in die Hand des DSV zurückzuführen.“ Teilweise unterschiedliche Auffassungen über den Weg an die Weltspitze belasten die Partnerschaft zwischen DSV und STG. Lochbrunner räumt aber ein: „Wir haben mit STG in den vergangenen Jahren einen gehörigen Schub bekommen.“

Die Segelförderkampagne hat Sponsoren wie Audi und SAP für den olympischen Segelsport gewonnen, dessen Mittel sind dadurch im internationalen Vergleich im oberen Mittelfeld anzusiedeln. Das Audi Sailing Team Germany, dem die meisten DSV-Kadersegler angehören, wird durch STG mit erheblichen finanziellen Mitteln, Trainern, Technologie, Logistik, Automobilen und intensiver Öffentlichkeitsarbeit gefördert.

„STG ist angetreten, um den Hochleistungs-Segelsport in Deutschland nachhaltig zu verändern“, sagte STG-Mitgründer Oliver Schwall. „Dass der DSV dabei eine zentrale Rolle spielen muss und soll, ist selbstredend. Allerdings müssen auf DSV-Seite dafür die strukturellen und personellen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Professionalisierung des Hochleistungssports zuzulassen.“

Bei der WM konnten sich Deutschlands Segler nicht unter den besten 15 Nationen platzieren. Wenn die für 2016 angepeilten drei Medaillen greifbar werden sollen, müssen die Olympiasegler als geeinigtes Team auf die Zielgerade nach Rio de Janeiro einbiegen.

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