Beachvolleyball: Die nach den Kronjuwelen greifen

Julius Brink/Jonas Reckermann können heute Olympiasieger werden.

London. Sommer, Sonne, Strand — das gehört zum Beachvolleyball wie die knappen Outfits der Protagonisten. Nach dem Halbfinale der Olympischen Spiele lagen zwei Männer in Leggings mitten im nasskalten Sand und ließen sich vollregnen. Spaß hatten sie dennoch.

„Wenn man gewinnt, ist das Wetter okay“, sagte Julius Brink und lachte. Er und Jonas Reckermann hatten gerade gewonnen. 21:14, 21:16 besiegten die Deutschen Reinder Nummerdor und Richard Schuil aus den Niederlanden.

Am Donnerstag stehen sie gegen die Weltmeister Emanuel Rego und Alison Cerutti aus Brasilien im Finale. „Das war ein Riesen-Traum von uns“, sagte Brink.

Er ist der Kleinere der beiden mit seinen 1,86 Meter, er trägt Drei-Tage-Bart, und wenn er Volleyball spielt, manchmal auch in der Halle für die TSG Solingen, macht er das mit viel Emotion. Brink wirft sich nach Bällen, er ist reaktionsschnell, sein Spiel ist spektakulär. Der 30-Jährige ist ein Sandwühler. Abgeklärt wirkt er dennoch.

Reckermann agiert meist am Netz. Im Sand ist es noch wichtiger, die Aktionen des Gegners vorauszuahnen als in der Halle, gerade wenn man den Ball blocken will. Der 33-Jährige mit den roten Haaren macht das mit ruhiger Routine. Tief geht der Zwei-Meter-Mann in die Knie, um sich dann schnell in die Höhe zu schrauben. Das Timing ist seine Stärke.

Sie ergänzen sich, sie harmonieren. Seit 2009 spielen sie zusammen. Gleich im ersten Jahr feierten sie ihren größten Erfolg: Sie wurden Weltmeister. Zuletzt holten sie zweimal in Folge den EM-Titel.

„Wir sind glücklich, dass es so läuft“, sagte Brink. „Aber noch mehr freut es uns, dass wir unsere Philosophie auf den Sand bringen.“ In stark verkürzter Form heißt diese: Attacke. „Der Aufschlag ist unser erster Angriffsschlag“, erklärte Brink. Es ist das Bild einer Vitrine im Londoner Tower, das er vor Augen hat.

„Vier Leute stehen davor und greifen rein — und ich bin der Kleinste“, sagte er. Die Kronjuwelen liegen darin, „Brillanten“, wie Brink sie nannte. Heute wird sie geöffnet, er will zugreifen.

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