Die Sporthilfe geht voran: Reform der Förderung

London (dpa) - Michael Ilgner kommt gerade von der Kanu-Rennstrecke und ist begeistert. Am Dorney Lake hat der Chef der Stiftung Deutsche Sporthilfebeobachtet, „wie ein deutscher Fachverband erneut die Früchte seiner über Jahre erfolgreichen Arbeit ernten konnte“.

Das ist längst nicht die Regel in diesen zu Ende gehenden olympischen Tagen in London. Kritiker werten das Abschneiden bei den Spiele bereits als weiteren Niedergang des deutschen Sports. „Ich warne vor vorschnellen Urteilen“, sagte Ilgner der Nachrichtenagentur dpa.

Natürlich müsse am Ende eine Bilanz her, doch sie müsse differenziert sein und sich nicht nur an Medaillen-Gewinnen ausrichten. Und dann müssten Konsequenzen gezogen werden: „Es muss jetzt einen Wettbewerb geben um die besten Konzepte.“ Dabei ginge es beispielsweise darum, zu untersuchen, warum die Kanuten über Jahrzehnte so stark, die Turner und die Leichtathleten so im Aufschwung und die Vielseitigkeitsreiter so konstant erfolgreich sind, und warum sich der Wintersport immer so gut schlägt.

Dass es auch zahlreiche gravierende Negativbeispiele in London gibt wie Schwimmen, von denen man lernen kann, wie man es nicht macht, sagte Ilgner nicht. Er ist Partner der Verbände und des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB - und nicht ihr Kritiker. Ganz allgemein sagte der Sporthilfe-Chef, es gehe nicht nur um mehr Zentralismus. Der deutsche Sport „braucht starke Verbände, aber auch einen starken DOSB“. Ilgner umschreibt die zu findende Konstruktion mit einem „zentralen Dach“, unter dem sich alle wiederfinden können und Ressourcen gebündelt werden. Die Vielfalt im Föderalismus müsse sich „rechtfertigen durch kontinuierliche, verbindliche Verabredungen“ mit der Absicht, sich ständig an der Weltspitze zu orientieren.

Die Aufgabe seiner gemeinnützigen Organisation ist es, die zu unterstützen, die von den Verbänden als olympiatauglich hervorgebracht werden. Konkret sind das über die Jahre insgesamt 14,3 Millionen Fördergelder oder 40 000 Euro pro Mitglied des vom DOSB nach London entsandten 391-köpfigen Teams. 98 Prozent sind oder waren Geförderte, nur zehn Olympioniken laufen unter dem Titel Profi.

Sicher ist, der deutsche Sport braucht Reformen, und die Sporthilfe geht dabei voran. Im Herbst wird sie ihr neues Konzept vorstellen. Es wird für Athleten und Verbände einfacher werden, Förderkriterien und - leistungen nachzuvollziehen und damit die Karriere zu planen. Ilgners Vorstandskollege Jörg Adami will ein „verlässliches, transparentes System, das sich auf einem Bierdeckel skizzieren lässt“. Ein Baustein: Ausbau der sogenannten ElitePlus-Förderung, mit der 33 London-Fahrer in den 18 Monaten vor Olympia mit jeweils 1500 Euro zusätzlich unterstützt worden sind; 16 von ihnen haben bis zum Donnerstag Medaillen gewonnen.

Ilgner ist zuversichtlich, die gesamte Förderleistung von gegenwärtig knapp zwölf Millionen Euro im Jahr weiter ausbauen zu können. Als „wichtigen Eckstein“ stellte er am Donnerstag in London die Vertragsverlängerung bis 2016 mit der Deutsche Fußball-Liga (DFL) vor. Der Partner lässt sich das jährlich zwischen knapp zwei Millionen Euro kosten.

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