Das fiese Gezwitscher der olympischen Athleten

Während im Wettkampf Regeln der Fairness gelten, vergessen manche Sportler den Kodex der Toleranz, wenn sie twittern.

Düsseldorf. Eigentlich war der Nachrichtendienst Twitter bislang den netten Nichtigkeiten aus dem Alltag der Hollywood-Stars vorbehalten. Sängerin Rihanna präsentiert in stolzer Regelmäßigkeiten ihre neusten Unfälle in Sachen Haupthaar. Ashton Kutcher und Demi Moore präsentierten sich erst verliebt und dann verstört. Heidi Klum liefert Ansichten von ihrem gebräunten Bauch, an dem sich die Welt ergötzen oder vorbei gucken kann.

Nun hat Twitter auch die Olympischen Spiele erreicht. Und zwar die fiese Seite des sonst so süßlichen Zwitscherns.

Die Serie von verbalen Ausfällen und Pannen innerhalb des Online-Dienstes begann bereits vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele.

Dreispringerin Paraskevi Papachristou musste wegen eines rassistischen Tweets auf ihre Teilnahme verzichten. „Mit so vielen Afrikanern in Griechenland werden die Mücken aus dem West-Nil essen wie zu Hause“, schrieb die Griechin. Zuvor waren einige ihrer Landsleute nach Mückenstichen am West-Nil-Fieber gestorben. Trotz einer Entschuldigung musste die Sportlerin daheim bleiben und ihr Twitter-Konto löschen.

Auch eine deutsche Sportlerin, Fahnenträgerin Natascha Keller, geriet unfreiwillig in einen Eklat. Und schuldlos, wie sich später herausstellte. Im Namen der Hockeyspielerin soll eine griechische Sportjournalistin einen Eintrag verfasst haben, der wohl in Zeiten der Schuldenkrise die Stimmung der Griechen gegen die Deutschen weiter anheizen sollte. Der angebliche Wortlaut: Das Olympia-Dorf ist nun voller barfüßiger griechischer Sportler. Sobald wir sie sehen, stellen wir uns blöd, weil wir Angst davor haben, dass sie uns um Kredit bitten.“

Der netteste Satz, den der schweizer Fußballer Michel Morganella nach der Pleite gegen Südkorea sinngemäß formuliert haben soll: „Ich könnte alle Südkoreaner verprügeln.“ Den Rest der Nachricht garnierte er mit den Worten „abfackeln“ und „Mongos“. Die Konsequenz folgte prompt: Der Sportler musste das Team verlassen und erwartet noch weitere Sanktionen.

Der schöne Tom Daley, die britische Nachwuchshoffnung unter den Wasserspringern, konnte bei seinen Fans nicht allein mit einem knappen Badehöschen punkten. Sie wollten mehr, sie wollten eine Medaille auf seiner Brust sehen. Zumindest hatte sich das ein 17-jähriger englischer Fan erhofft.

Vor lauter Frust über den vierten Platz, beschimpfte er den 18 Jahre alten Sportler: „Du bist eine Enttäuschung für deinen verstorbenen Vater.“ Der Hintergrund: Daley widmet seinem Vater seit dessen Tod seine sportlichen Erfolge. Nach solch unsportlichen Tiefschlägen hat man direkt Lust, mehr über die neuen Strähnchen eines Pop-Sternchens zu erfahren.

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