Vesper: „Wir bleiben bei unserem Ziel“

London (dpa) - Für den Chef de Mission ist Fechterin Britta Heidemann mit ihrem olympischen Silber ein Leuchtfeuer für das deutsche Team. „Britta Heidemann hat für die ganze Mannschaft eine Kerze angezündet“, sagte Michael Vesper nach enttäuschenden ersten drei Wettkampftagen in London.

„Wir werden sie nicht ins Fenster stellen, aber als Zündkerze nutzen, um den Motor ins Laufen zu bringen.“ Und die Initialzündung kam subito: Fünf Medaillen am vierten Wettkampftag sorgten für Erleichterung.

„Der Knoten ist geplatzt, aber ich bin nie nervös gewesen“, sagte Vesper. „Die Mannschaft hat Potenzial.“ Der goldene Durchbruch für das deutsche Team kam mit einem Olympiasieg-Doppel. Die Vielseitigkeitsreiter holten in der Mannschaft und durch Michael Jung im Einzel zweimal Gold und einmal Bronze durch Sandra Auffahrt. Jeweils Silber erkämpften Judoka Ole Bischof und Slalom-Kanute Sideris Tasiadis.

„Was die Vielseitigkeitsreiter angeht: das ist ohne Worte. Großartig!“, freute sich Vesper. Zweifel, dass nach dem Stotterstart ein ähnliches Ergebnis wie bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking eingefahren wird, hatte er ohnehin nicht - und nun noch weniger: „Wir bleiben bei unserem Ziel.“

Aus Chinas Metropole konnte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Ende 41 Medaillen (16 Gold, 10 Silber, 15 Bronze) mit in die Heimat bringen. „Es zeigt sich hier, dass der internationale Wettbewerb härter geworden ist. Immer mehr Länder kämpfen um Medaillen - und das mit aller Kraft“, analysierte Vesper. Platz fünf im Medaillenspiegel wie 2008 ist der DOSB-Maßstab. „Es wird aber sehr viel schwerer als in Peking. Den Platz halten wäre schon ein Erfolg.“

Einfacher wird es auch dadurch nicht, dass an den ersten drei Tagen nicht alle Medaillenhoffnungen in Erfüllung gingen und vor allem einige richtige Trümpfe wie Tischtennis-Ass Timo Boll und Säbelkönner Nicolas Limbach oder die Turn-Mannschaft nicht stachen. „Schade, schade, schade“, meinte Vesper zu Boll, für den schon im zweiten Spiel unerwartet Endstation war. Auch der als Weltranglisten-Erster ins Gefecht gegangene Limbach schied im Viertelfinale aus. Die Florett-Fechter um Olympiasieger Benjamin Kleibrink und den viermaligen Weltmeister Peter Joppich kamen noch nicht einmal in Medaillennähe. „Am meisten enttäuscht sind die Athleten selbst“, so Vesper.

Außerdem sei man noch am Anfang und noch nichts verloren. „So viele Medaillenchancen, die perdu gegangen sind, waren es nun auch nicht“, meinte Vesper. „Es sind noch jede Menge Entscheidung offen. Wir sind offenbar Spätstarter.“ Einen roten Faden des Misserfolgs kann er nicht entdecken: „Ich sehe da kein System dahinter.“

Auch die bislang hinter den Erwartungen gebliebenen Schwimmer hat er nicht abgeschrieben. „Die Beckenschwimmer sind nicht zufrieden“, konstatierte er. „Ich halte noch die eine oder andere Überraschung für möglich.“ Etwas unerklärlich ist ihm das Abschneiden von Paul Biedermann, „der ein großartiger Schwimmer ist und es mit den Besten aufnehmen kann“.

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