DOSB-Vorstandschef Vesper: Wichtig, „wieder aufzustehen“

Düsseldorf (dpa) - Für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ist die Ablehnung der Olympia-Bewerbung für 2024 eine Niederlage mit weitreichenden Folgen.

DOSB-Vorstandschef Vesper: Wichtig, „wieder aufzustehen“
Foto: dpa

„Wenn es so einen herben Rückschlag gibt, geht das nicht spurlos vorüber“, sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper im dpa-Interview. Die Hoffnung auf wesentlich mehr Förderung durch den Bund ist nun mehr als fraglich. „Trotzdem haben wir den Anspruch, im Leistungssport weiterhin in der Weltspitze mitzumischen“, sagte Vesper.

Welche für Folgen hat das Olympia-Nein der Hamburger für den deutschen Sport?

Michael Vesper: Wir hatten uns Rückenwind für unsere Ziele und Projekte erhofft, und jetzt müssen wir ein Stück weit mit Gegenwind zurechtkommen. Trotzdem haben wir den Anspruch, im Leistungssport weiterhin in der Weltspitze mitzumischen und den olympischen Gedanken populärer zu machen.

Mit einem Ja zur Olympia-Bewerbung wäre auch der Bund großzügiger bei der Förderung des Sports gewesen?

Vesper: Das müssen wir jetzt besprechen. Die Ansprüche bleiben bestehen, diese Einschätzung teilt sicher auch die Bundesregierung, die bei der Olympia-Bewerbung an unserer Seite gestanden hat.

Die geplante Reform des deutschen Spitzensports wird auch Geld kosten.

Vesper: Wir reden zunächst über Strukturen und mögliche Effizienzgewinne und erst anschließend über Geld.

Geht das: Ohne mehr Geld mehr Leistung, Erfolge und Medaillen?

Vesper: Wir sollten die richtige Reihenfolge beachten. Erst reden wir über die Strukturreform und Optimierungen, was den effizienten Einsatz von Geld betrifft, und dann über die dazu notwendigen Mittel. Man sollte nicht vorher etwas festlegen, schon gar nicht an dem Tag nach der Niederlage beim Referendum.

Hat das Nein zu Olympia in Hamburg Auswirkungen auf die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro?

Vesper: Nein, Rio steht für sich. Wir hätten Rio aber gerne genutzt, für unsere Bewerbung zu werben.

Am Samstag wird die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes in Hannover stattfinden. Werden da die Scherben aufgekehrt?

Vesper:Das ist eine bittere Niederlage, die wir alle nicht so erwartet haben. Sportdeutschland war begeistert über das zukunftsweisende Konzept, das 1:1 der olympischen Reformagenda 2020 entspricht. Wenn es so einen herben Rückschlag gibt, geht das nicht spurlos vorüber.

Wird es eine hitzige Debatte über das Scheitern geben?

Vesper: Nein, das glaube ich nicht. Es geht um eine Bestandsaufnahme und eine Debatte, wie man es künftig besser machen kann.

Ist eine neue Olympia-Bewerbung für 2028 denkbar?

Vesper:Darüber denke ich momentan wirklich nicht nach. Derzeit steht eine Olympia-Bewerbung nicht am Horizont.

Was waren die Hauptgründe der Ablehnung des Olympia-Projekts: Die ganzen Sport-Skandale, das Flüchtlingsproblem, die Terrorgefahr?

Vesper: Das Umfeld war alles andere als günstig für das Referendum. Und die Frage der Finanzierung war der zweite Punkt, der schwierig war. Es ist nicht gelungen zu vermitteln, dass das reine Durchführungsbudget von 3,4 Milliarden Euro voll finanziert gewesen und voll in die Stadt und Region geflossen wäre. Man hat sich dagegen auf die notwendigen investiven Kosten konzentriert. Diese Transparenz bei den Finanzen, die man zuvor noch nie so gezeigt hat, hat uns letztlich nichts genützt.

Kommen jetzt schwierige Zeiten auf den deutschen Sport zu?

Vesper: Es wird nicht leichter durch diese Ablehnung. Aber wie es im Sport so ist: Man kann nicht immer gewinnen, sondern fährt auch Niederlagen ein. Wichtig ist, hinterher wieder aufzustehen.

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