Dreikampf um Olympia 2020

Lausanne (dpa) - Das Rennen um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2020 wird ein Dreikampf mit ganz klaren Vorgaben. Bei der Präsentation der endgültigen Organisationspläne durch die verbliebenen Kandidatenstädte propagierte Madrid Enthaltsamkeit in Krisenzeiten.

Tokio verspricht in erster Linie Sicherheit, auch gegen Erdbeben, während Istanbul auf die Tendenz der „Erneuerung“ und die Suche der Sportwelt nach wirtschaftlich aufstrebenden und „exotischen“ Veranstaltungsorten setzt - ausgedrückt durch Olympia 2016 in Rio de Janeiro und Fußball-WM 2022 in Katar.

Mit der Einreichung der endgültigen Bewerbungsdossiers beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Lausanne und der Veröffentlichung der konkreten Pläne durch Madrid und Tokio - Istanbul hüllt sich hierbei noch in Schweigen - nähern die Konkurrenten sich der Zielgeraden. Schon in acht Monaten, auf der IOC-Vollversammlung am 7. September in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, wird der Name des Siegers bekanntgegeben.

Die Spanier wollen 2020 nicht nur die Sommerspiele erstmals in die Hauptstadt holen (1992 war Barcelona Austragungsort), sondern die Vorbereitung auf das Großevent auch zur Bewältigung der schlimmen Wirtschaftskrise im Euro-Land nutzen. Die Spiele seien „ein Ziel und auch ein Motor, um die aktuellen Probleme zu bewältigen“, erklärte Bewerbungs-Chef Alejandro Blanco in Madrid.

Mit einem von der öffentlichen Hand zu deckenden Investitions-Etat von nur 1,5 Milliarden Euro wollen die Spanier „kostengünstige“ und „intelligente“ Spiele organisieren. Das sei nur ein Zehntel von dem, was die britischen Steuerzahler für London 2012 hätten aufbringen müssen und auch deutlich weniger als die von Madrid für 2016 veranschlagten 2,5 Milliarden, behauptete der Berater des spanischen NOK, Victor Sánchez.

Nach drei gescheiterten Versuchen, darunter die frischen Pleiten von 2012 und 2016, setzen die Madrilenen nun unter anderem darauf, dass 80 Prozent der für die Spiele notwendigen Einrichtungen schon stehen, wie Spaniens NOK-Chef Blanco im Madrider Rathaus hervorhob.

Mit dem Versprechen höchster Erdbebensicherheit und viel Werbung für eine der „sichersten Städte der Welt“ bewirbt sich Tokio. „Während des Erdbebens im März 2011 haben die Gebäude in Tokio allem widerstanden. Die Anlagen in Tokio können und werden standhalten“, versicherte Tsunekazu Takeda, Präsident des japanischen Olympischen Komitees bei der Vorstellung seiner Bewerbung.

Tokio, das die Sommerspiele bereits 1964 organisierte und bei seiner Bewerbung für 2016 als Drittplatzierter der Abstimmung scheiterte, stellt zudem auch Spiele der kurzen Wege in Aussicht. 28 der 37 vorgesehenen Austragungsorte seien in einem Radius von nur acht Kilometern, 87 Prozent der Sportler würden Anfahrten von höchstens 20 Minuten in Kauf nehmen müssen, hieß es.

Als einer der Haupt-Schwachpunkte in der Bewerbung der japanischen Hauptstadt galt bisher die geringe Unterstützung der einheimischen Bevölkerung. Tokio bemüht sich derzeit mit mehreren Aktionen darum, auch die Japaner für die Ausrichtung der Spiele zu erwärmen.

Die Chancen von Istanbul litten zunächst unter dem Vorhaben, auch die Fußball-EM 2020 in der Türkei auszurichten. Das IOC hatte gewarnt, das Land könne in einem Sommer nicht zwei Großereignisse organisieren. Doch mit der Entscheidung der Europäischen Fußball-Union UEFA, die EM 2020 in mehreren Ländern auszutragen, war Istanbul wieder im Rennen.

„Die Spiele würden Istanbuls wachsende Bedeutung als Ort für Besuche, Geschäfte und Weltklassesport noch verstärken“, sagte der Istanbuler Bürgermeister Kadir Topbas. In einem Konzeptentwurf wird unterstrichen, die türkische Metropole wolle seine Vielfalt nutzen, um in der Region und der Welt für Menschlichkeit und gegenseitige Achtung zu werben. Als eine der am stärksten wachsenden Volkswirtschaften und als eines der weltweiten Drehkreuze habe Istanbul die Kraft für die Ausrichtung der Spiele.

Für die Kandidaten-Städte gilt es nun, sich „herauszuputzen“ für den Besuch der Evaluierungskommission des IOC unter Vorsitz des Schotten Sir Craig Reedie. Schon im März ist es soweit. Zuerst ist Tokio (4. bis 7.) dran, dann Madrid (18.-21.) und am Ende Istanbul (24.-27.). Die Mühe lohnt. Wie sagte doch der Spanier Blanco: „Die Optimismus-Spritze, die die Spiele bedeuten, ist auch von großen wirtschaftlichem Wert.“

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