Friedrich: Deutschland reif für Olympische Spiele

London (dpa) - Die Politik will, der deutsche Sport wartet (noch) ab: Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat die Diskussionen über eine zeitnahe deutsche Olympia-Bewerbung neu befeuert. Bei seinem Besuch der London-Spiele sprach sich der CSU-Politiker für eine erneute Kandidatur aus.

„Wenn wir als ein Land, das ökonomisch und sportlich erfolgreich sowie sportbegeistert ist, wenn sich so ein Land nicht mehr bewirbt für Olympischen Spiele, dann stimmt etwas nicht“, sagte Friedrich und forderte: „Wir sollten uns zur gegebenen Zeit wieder bewerben.“ Der Impuls müsse aber vom Sport ausgehen, die Politik wolle keinen Druck ausüben.

Deutschland sei erfahren und gut beim Organisieren von großen internationalen Sportveranstaltungen. „Wir sind so gut, dass wir reif sind für die Olympischen Spiele“, sagte Friedrich der Nachrichtenagentur dpa. Eventuell könne man die Münchner Kandidatur um die Winterspiele 2018 „wiederbeleben“. Nach der unerwartet hohen Niederlage im Duell mit der südkoreanischen Stadt Pyeongchang um das olympische Winterspektakel 2018 hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) im Dezember des vergangenen Jahres beschlossen, dass „zum jetzigen Zeitpunkt“ keine erneute Bewerbung Münchens um Winterspiele geplant sei. Zudem müsse abgewogen werden, ob eine Kandidatur für die Sommerspiele nicht aussichtsreicher sei.

Durch den unlängst verkündeten Verzicht der USA auf eine Bewerbung für die Winterspiele 2022 änderte sich die Ausgangslage. „Das ist eine gewichtige Information, ein wichtiges Signal. Es gibt eine positive Richtung für eine europäische, möglicherweise deutsche Bewerbung“, hatte DOSB-Präsident vor knapp vier Wochen dazu gesagt. Durch das Nein der USA im Rennen um die Spiele 2022 scheint der Weg geebnet zu sein für ein olympisches Wintersportfest 2022 in Europa. Nach den Spielen 2010 im kanadischen Vancouver, 2014 im russischen Sotschi und 2018 im koreanischen Pyeongchang hätte eine Bewerbung aus Europa beste Chancen. Ein zweiter Anlauf der Münchner gilt als aussichtsreich, nachdem der erste Versuch keineswegs aus Mangel an Qualität scheiterte.

Erst Ende 2013 endet die Abgabefrist für die Bewerber um die Spiele 2022. Davor liegt Anfang September 2013 in Buenos Aires die Vergabe der Sommerspiele 2020, die der DOSB noch abwarten will. Tokio, Istanbul und Madrid kämpfen um den Milliardenpreis 2020.

Münchens Konzept ist bereits erprobt und müsste nur noch aus der Schublade gezogen werden. Gewählt wird der Olympia-Gastgeber 2022 auf der IOC-Session 2015 in Kuala Lumpur. Die Schweiz hat bereits erklärt, einen Kandidaten ins Rennen schicken zu wollen.

„Wichtig ist es, es immer mit der Bevölkerzug zusammen zu machen“ so Friedrich, der zudem an der Förderung aller Sportarten festhalten will. „Es wird immer wieder gefragt, ob es sportpolitisch nicht richtiger ist, sich auf die Disziplinen zu konzentrieren, in denen wir besonders stark aufgestellt sind und alles da reinzustecken“, sagte der Minister. „Unsere Philosophie in Deutschland ist, die ganze Breite des Sports muss Förderung erfahren.“ Und es habe sich in London gezeigt, „dass diese Linie richtig ist. In jeder Sportart kann man aus deutscher Sicht Medaillen gewinnen“. Die ersten 13 deutschen Medaillen bei den London-Spielen gewannen Athleten aus sieben Sportarten.

Zurückhaltend äußerte er sich dagegen zu einer Aufstockung der Fördermittel durch den Bund für den Leistungssport, wie sie angesichts des härteren internationalen Konkurrenzkampfes immer wieder gefordert wird. „Wir haben, wie in allen Bereichen auch, im Sport begrenzte Möglichkeiten“, sagte Friedrich. „Es ist deshalb wichtig, dass man mit dem Geld, das man zur Verfügung hat, optimal haushaltet und es effizient einsetzt.“ Gegenwärtig stellt der Bund für den Spitzensport rund 133 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung.

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