Moskau, Putin und die olympische Feuerpause

Der längste Fackellauf in der Geschichte der Olympischen Spiele ist in Russland mit einer Panne gestartet.

Moskau. Es entsprach nicht dem Zeremoniell, dass der russische Fackelträger Schawarsch Karapetjan sich von einem freundlichen Mann mit Feuerzeug helfen ließ, als das olympische Feuer kurz erloschen war.

Aber es war die schnellste und pragmatischste Lösung. Feuerzeug raus, Flamme wieder an. Eigentlich hätte das symbolträchtige Feuer, das 2014 nach 65 000 Kilometern in Sotschi ankommen soll, an einem Ersatzflämmchen aus dem griechischen Olympia neu entfacht werden müssen.

Der russische Pragmatismus sorgte am Montag allerdings für weit weniger Aufruhr als die Tatsache, dass das Licht, das den Geist von Frieden, Freiheit und Demokratie in die Welt — und diesmal auch ins Weltall — tragen soll, ausgerechnet erlosch, nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin es in Moskau mit Worten über „Respekt vor Gleichheit und Vielfalt“ in Empfang genommen hatte.

War es Putins Aura, die den Friedensfunken löschte? Ein böses Omen, wie einige unken? Ist die Flamme eine Menschenrechtlerin, die dem Kremlchef die warmen Worte nicht glaubte? Kann sie überhaupt Russisch?

Sicher ist, es war nicht die erste Panne. Schon bei der Premiere des Fackellaufs, 1936, ging Olympia in Prag kurz das Licht aus. Bei der „Reise der Harmonie“ nach Peking 2008 war die Flamme weltweit von Protesten gegen Chinas Tibet-Politik begleitet worden.

Die Flammenpanne von Moskau — politischer Protest? Ins Reich der Fabel verwies der Chef des Organisationskomitees, Dmitri Tschernyschenko, jedenfalls die Behauptung, Putin habe an seinem Geburtstag am Montag kurzerhand die „Kerze“ ausgeblasen. Er sagte lapidar, ein Mitarbeiter habe das Gas-Ventil der Fackel nicht richtig geöffnet. Na dann.

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