München 2022: Olympia-Verfechter sehen Chancen steigen

München (dpa) - Tokios Olympiasieg im Kampf um die Sommerspiele 2020 könnte auch einer möglichen Münchner Bewerbung für die Winterspiele zwei Jahre später in die Karten spielen.

Unmittelbare Folgen für die bayerischen Landeshauptstadt hat die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am Samstag pro Japan zwar nicht - dennoch erkennen die Verfechter eines erneuten Anlaufs nun glänzende Aussichten. Durch die Olympia-Vergabe 2020 nach Asien hätte ein erneuter Bewerbungsversuch „große Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss“, befand Oberbürgermeister Christian Ude (SPD).

Der Aspekt, bei der Vergabe des Ringe-Spektakels möglichst regelmäßig verschiedene Erdteile zu berücksichtigen, dürfte zumindest im Unterbewusstsein auch eine Rolle bei den IOC-Mitgliedern spielen. „Durch den Zuschlag an Tokio steigen unsere Chancen ganz eindeutig“, sagte der zweimalige alpine Ski-Olympiasieger Markus Wasmeier der Nachrichtenagentur dpa. Selbst Wolfgang Zängl vom olympiakritischen oberbayerischen Bündnis „Nolympia“ sieht „Gefahren und Einschläge“ im Bezug auf die Münchner Bewerbungschancen „näherkommen“.

Offiziell spielte die Vergabe für das Großereignis 2022 in Buenos Aires allerdings noch keine Rolle. „Auf den Winterzyklus und eine mögliche Bewerbung Münchens hat diese Wahl keinen Einfluss“, sagte auch Thomas Bach, der sich an diesem Dienstag als einer von sechs Bewerbern um den IOC-Präsidentschaftsposten bewirbt. Kasachstans Großstadt Almaty ist der bisher einzige offizielle Bewerber für 2022, ansonsten hatten bislang auch Oslo, Barcelona, Krakau und das ukrainische Lwiw ihr Interesse bekundet.

Bis zum 14. November müssen die Kandidatur und eine erste Gebühr beim IOC eingereicht werden. Bereits seit Monaten finden regelmäßig Koordinierungssitzungen mit Vertretern der vier vorgesehenen Olympia-Orte München, Garmisch-Partenkirchen, Ruhpolding und Königssee sowie einem DOSB-Repräsentanten statt. Auch das Architektenbüro Albert Speer & Partner, das bereits bei der ersten Bewerbung mitgewirkt hatte, ist inzwischen wieder aktiv.

„Jetzt wissen wir, wo wir stehen. Nach der Landtagswahl in Bayern und der Bundestagswahl werden wir unsere Entscheidung bekanntgeben“, sagte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), nach der IOC-Entscheidung pro Tokio.

Die Vorarbeiten für eine Münchner Kandidatur laufen längst. Am 30. September wollen die Sportfachverbände bei einer Sitzung in München entscheiden, ob sie eine Bewerbung unterstützen. Dort soll nach dpa-Informationen auch das im Vergleich zum gescheiterten Versuch für 2018 überarbeitete Sportstättenkonzept präsentiert werden: Biathlon und die Nordischen Kombination sollen in Ruhpolding ausgetragen werden, die Langlauf-Wettbewerbe in Reit im Winkl. Kurz vor Bewerbungsfrist sind für den 10. November noch Bürgerentscheide an allen vier vorgesehenen bayerischen Schauplätzen geplant.

Vor allem diese Abstimmungen innerhalb der Bevölkerung stehen sowohl bei Verfechtern als auch bei Gegnern im Fokus. Ein Team aus ehemaligen Unterstützern der gescheiterten Kandidatur für 2018 ist momentan dran, die Fehler der Kampagne für 2018 aufzuarbeiten und vor allem die Bürgerbegehren intensiv vorzubereiten. Da die Stadt München sich bei einem Bürgerbegehren neutral verhalten muss, sollen über den Tourismusverband München die Wähler mobilisiert werden.

„Ich hoffe auf eine große Beteiligung bei den Abstimmungen. Oft ist es ja so, dass sich die Befürworter eher zurückhalten. Vor vielen Nichtwählern habe ich ein bisschen Angst“, sagte Wasmeier und appellierte an die Olympia-Unterstützer: „Jeder Bürger sollte sich daran erinnern, was Olympia für eine einzigartige Visitenkarte ist.“ Wolfgang Zängl vom Bündnis „Nolympia“ sieht das anders - und setzt auf einen Erfahrungswert: „Schon bei der Abstimmung über die dritte Startbahn am Flughafen 2012 haben die Menschen nein gesagt und gezeigt, dass sie sich keinen Sand in die Augen streuen lassen.“

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