Partymeile London: Fremdgucken und Atmosphäre genießen

London (dpa) - Die Erlebniswelt Olympia macht süchtig. Auch die Athleten, die ihre Wettkämpfe bereits hinter sich haben, können nicht genug bekommen und wollen ihre Kollegen anfeuern. Fremdgucken ist in.

Kugelstoßer David Storl zum Beispiel wendet sich nun dem Sport seiner Freundin Carolin Leonhardt zu: Die 27-Jährige kämpft am Mittwoch um Gold im Viererkajak, und der Silbermedaillengewinner wird nach Eton rausfahren, um sie zu unterstützen. „Ich muss erst mal schauen, dass ich noch Karten bekomme. Und ich weiß gar nicht, wie ich da hinkomme“, sagte der fünf Jahre jüngere Chemnitzer, „ich werde da noch ein bisschen aufgeregter sein als bei meinem Wettkampf.“

Auch Peking-Olympiasieger Ole Bischof, in London ebenfalls mit Silber dekoriert, will das olympische Flair weiter genießen. „Ich bleibe bis zum Schluss und schaue mir möglichst viel an“, sagte der 32 Jahre alte Judoka bei seinen wahrscheinlich letzten Sommerspielen.

Das Beachvolleyball-Duo Kay Matysik/Jonathan Erdmann ist nach dem Aus im Achtelfinale ebenfalls weiter im Olympia-Fieber. „Allein das olympische Dorf ist unglaublich. Das schönste ist, sich hinzusetzen und zu warten, wer da alles vorbei kommt“, sagte der 24 Jahre alte Erdmann. Matysik will sich nach Alternativen umsehen: „Wir haben uns jetzt genug mit unserem Sport beschäftigt und jetzt werden wir mal schauen, in welcher anderen Sportart wir noch antreten können. Vielleicht ja im Kanu in vier Jahren oder elegant auf der Planche etwas fechten.“

Im Gegensatz zur Konkurrenz haben die deutschen Schwimmer dieses Mal keinen großen Anlass für ausgelassene Feste. Britta Steffen und Paul Biedermann bleiben aber trotzdem im Dorf und wollen sich Leichtathletik-Wettkämpfe ansehen. Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf ist als Fan noch bis zum Sonntag in London. „Ich will meine Teamkolleginnen anfeuern und mir auch noch andere Sportarten angucken.“

Gewichtheberin Julia Rohde bleibt bis zum 8. August. „Ich will mir vor allem Synchronspringen, Bodenturnen und Leichtathletik ansehen“, verriet sie. Christin Ulrich (Klasse bis 58 kg/13.) wollte zum Turnen gehen. „Wenn ich denn eine Karte kriege.“

Auf der Heimreise mit dem Kreuzfahrtschiff MS Deutschland wollen die meisten deutschen Sportler dann noch den letzten Rest an Energie verfeiern. „36 Stunden Party“, kündigte Kugelstoßerin Nadine Kleinert für die Strecke London - Hamburg an.

Nicht alle Athleten können aber schon entspannen. Die Fußballspieler müssen nach ihrem Aus meist sofort ins Trainingslager der Vereine, die Tennisprofis wie Sabine Lisicki machen auf der Profi-Tour weiter. Lisicki verriet via Twitter, dass sie die letzten Stunden noch zum Pin-Sammeln nutzen wollte.

Bahnradfahrerin Miriam Welte, Goldmedaillengewinnerin am vergangenen Donnerstag im Teamsprint, ist ebenfalls durch mit ihren Auftritten - allerdings in London geblieben, um mit ihrer Gold-Kollegin Kristina Vogel weiter zu trainieren. Die ist noch im Einsatz. Die Goldfeier gibt es erst, wenn Vogel mit ihrem Wettkampf fertig ist. Spätestens auf der MS Deutschland werden die beiden genügend Zeit haben.

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