Von Ainslie bis Phelps: Abschied großer Olympioniken

London (dpa) - Von den internationalen Stars nehmen bei Olympia in London vor allem große Männer Abschied, aus dem deutschen Team sind es große Frauen: Für Nadine Kleinert, Natascha Keller und Oksana Chusovitina platzten bei ihren letzten Spielen aber jeweils die Medaillenträume.

Schwimm-Ikone Michael Phelps liebt Kinder und würde nun gern eine Familie gründen. „Erstmal muss ich allerdings eine Freundin finden“, sagt der erfolgreichste Olympia-Teilnehmer der Geschichte und lächelt schelmisch. Bahnrad-Superstar Sir Chris Hoy ist ausgebildeter Barista und könnte nach seinen letzten Spielen nun einen Coffee-Shop eröffnen. Bei der britischen Sportlegende „Big Ben“ Ainslie ist zumindest gewiss: Er bleibt dem Segeln als neuer zweiter Steuermann für das Oracle Team USA im America's Cup treu.

London 2012 wird auch in Erinnerung bleiben als Abschiedsfest ganz großer Sportler, die mit Gold abtraten. Dagegen blieben den Deutschen, die ihre Olympia-Karrieren beenden, ein Happy End versagt - allen voran Schütze Ralf Schumann, Kugelstoßerin Nadine Kleinert und Hockey-Rekordnationalspielerin Natascha „die Ewige Taschi“ Keller.

Michael Phelps zeigte sich menschlicher und schlagbar im Vergleich zu Peking 2008, sammelte aber umso mehr Sympathien und am Ende trotzdem noch viermal Gold und zweimal Silber. Er erhöhte seine schon unheimliche Ausbeute auf 22 Medaillen (18 Mal Gold). „Ich habe meine Karriere so beendet, wie ich es wollte“, sagte der 27-Jährige. Er widmet sich nun seiner Stiftung und Schwimmschulen für Kinder - und würde „alles darauf verwetten“, dass er kein Comeback gibt.

Auch Ben Ainslie schließt den Rücktritt vom Rücktritt praktisch aus: „Sag niemals nie, aber ich denke nicht, dass ich noch einmal so etwas segeln kann. Es killt meinen Körper. Ich wäre sehr überrascht, wenn ihr mich in Rio seht.“ „King Ben“ hatte sich mit dem hart erkämpften vierten Olympiasieg zum erfolgreichsten Segler überhaupt gekrönt. IOC-Präsident Jaques Rogge, selbst einst Olympia-Teilnehmer im Finn Dinghi, schwärmte: „Für mich sind seine Leistungen so überzeugend wie die von Phelps oder Usain Bolt.“ Und Ainslie darf nun mit dem Ritterschlag der Queen rechnen.

Den erhielt Sir Chris Hoy bereits 2009. Nun schaffte es der 36-jährige Schotte noch, mit Gold Nummer fünf und sechs als britischer Rekord-Olympiasieger in die Geschichtsbücher einzugehen. In der überschäumenden Stimmung im Velodrome sagte Hoy: „Das ist genug für mich - das ist das perfekte Ende meiner olympischen Karriere.“ Er will wohl nur noch an den Commonwealth Games 2014 teilnehmen. Dafür wurde in Glasgow extra eine neue Bahnradhalle gebaut: das „Sir Chris Hoy Velodrome“.

International nehmen große Männer Abschied - im deutschen Olympia-Team neben dem dreifachen Olympiasieger Ralf Schumann vor allem die Frauen: Die 37 Jahre alte „Turn-Oma“ Oksana Chusovitina, Zweite im Sprung in Peking, belegte zum Abschluss ihrer 24 Jahre langen internationalen Karriere in ihrer Paradedisziplin einen respektablen fünften Rang. 17 Medaillen hat die gebürtige Usbekin bei Olympia, Welt- und Europameisterschaften gewonnen - 14 davon am Sprung. Vom 1. Januar 2013 an wird sie als Stützpunkt-Trainerin in Bergisch Gladbach arbeiten. Bis dahin freut sich Chusovitina auf „ein halbes Jahr Urlaub“.

Auch Natascha Keller beendete ihre Laufbahn im Hockey-Nationalteam nach 425 Einsätzen und 209 Toren versöhnlich. „Mit einem 4:1 hört man doch gerne auf - wenn man vergisst, dass es um Platz sieben ging, war das ein schönes Spiel“, sagte das inzwischen 35-jährige „Golden Girl“ von Athen 2004 nach dem Abschlusssieg gegen Südkorea. Auch wenn Kellers Herzenswunsch nach einer Medaille bei ihren fünften Spielen unerfüllt blieb: London 2012 wird sie als stolze Fahnenträgerin bei er Eröffnungsfeier niemals vergessen.

Bei Kleinert überwog die Riesenenttäuschung: Nach ihrem Vorkampf-Aus verließ die Magdeburgerin wortlos, mit Sonnenbrille und Kapuze das Stadion. Just bei ihrem 50. Nationalmannschaftseinsatz versagten der Europameisterin und Olympia-Zweiten von Athen 2004 die Nerven. Zuvor hatte die 36-Jährige, die sich nach dieser Saison ganz auf ihre Trainertätigkeit konzentriert, noch angekündigt: „36 Stunden Party“ auf der Rückfahrt mit der MS Deutschland. Womöglich ist ihr nun nicht mehr danach - oder erst recht!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort