Sportlergala: Nowitzki nicht da und doch der Star

Baden-Baden (dpa) - Erst sorgte Dirk Nowitzki von den USA aus für gute Stimmung, aber dann wurde die Gala „Sportler des Jahres“ von den Frauen dominiert. Neben dem Basketballer erhielten vor allem Magdalena Neuner und Andrea Petkovic am Sonntag in Baden-Baden viel Applaus.

Die Gala hatte noch nicht richtig begonnen, da flogen Dirk Nowitzki schon die Sympathien zu. Als der Basketball-Star von den Dallas Mavericks für eine Aufzeichnung des ZDF präpariert wurde, alberte er herum und klemmte sich eine Wäscheklammer an die Nase. Im Kurhaus von Baden-Baden lachte am Sonntag die versammelte deutsche Sportelite. Erstmals in seiner Karriere gewann Nowitzki die Wahl zum „Sportler des Jahres“, nachdem er mit den „Mavs“ endlich einmal NBA-Sieger geworden war. Weil die Saison in der nordamerikanischen Liga ausgerechnet am ersten Weihnachtsfeiertag beginnt, konnte der Würzburger nicht vor Ort sein.

Das ZDF schaltete ihn aus den USA zu, musste das wegen Nowitzkis engem Vorbereitungsplan aber zeitversetzt tun. Als die Leitung endlich stand, ermahnte ihn Moderator Rudi Cerne: „Dirk, wir werden gleich verkünden, dass Sie der Sportler des Jahres sind, dann freuen Sie sich.“ Im Fernsehen war später nur zu sehen, dass der uneitle Würzburger tat wie befohlen und seine Trophäe in die Luft reckte. Das Publikum im festlichen Bénazet-Saal jubelte. „Das war ein Wahnsinns-Jahr“, sagte der 33-Jährige und schickte einen spaßigen Gruß an die Sportjournalisten hinterher, die bei der Wahl abstimmen: „Ihr habt zum ersten Mal bewiesen, dass Ihr was von Basketball versteht.“

Mit seinem uneitlen Auftreten rettete er den männlichen Teil der 65. Sportlergala. Denn der zweifache Formel-1-Weltmeister und Vorjahressieger Sebastian Vettel sowie Tischtennis-Star Timo Boll, die Rang zwei und drei belegten, waren ebenfalls nicht erschienen. Bei Vettel gab es nach seinem unvergesslichen Auftritt von 2010 nicht einmal ein Grußwort per Video. Das sorgte im Saal für Unverständnis. Die „Mannschaft des Jahres“ Borussia Dortmund war nur mit einer Vier-Mann-Abordnung um Trainer Jürgen Klopp vor Ort, von der Nationalelf kam nur der verletzte Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger. Nur der Weltmeister-Achter der Ruderer stand vollzählig auf der großen Bühne.

So war es an den Frauen im Saal, der Gala zu wirklichem Glanz zu verhelfen. Die Biathlon-Königin Magdalena Neuner erhielt zum zweiten Mal nach 2007 den Titel „Sportlerin des Jahres“ und dafür sehr viel Applaus. Zum wiederholten Mal erklärte sie die Gründe für ihren Abschied nach dieser Saison, der ihr endlich ein normales Leben abseits des Trubels bringen soll. „Bei jedem Rennen sagen immer alle: Oh Gott, das ist das letzte Mal. Ich genieße es aber“, meinte die 24 Jahre alte Doppel-Olympiasiegerin und Rekord-Weltmeisterin.

Die meisten Lacher bekam aber Andrea Petkovic, die erste deutsche Tennisspielerin nach Steffi Graf, die es wieder in die Top-Ten der Welt geschafft hat. Sie freute sich wie ein Kind, dass sie bei der Gala als zweitplatzierte Athletin dabei sein durfte. Erst tanzte sie auf der Bühne mit Cerne und dessen Kollegen Katrin Müller-Hohenstein ihren „Petko-Dance“, dann bekannte sie ihre Sorgen wegen der Kleiderordnung. „Ich hatte drei Wochen Alpträume, was ich anziehen soll.“ Am Ende trug sie ein grau-gemustertes Ballkleid und meinte: „Ich kann es kaum fassen, dass ich hier unter all diesen Sportlern bin. Ich glaube immer noch, das ist versteckte Kamera.“

Da lachte auch Klaus Dobbratz vom Veranstalter ISK, der nicht eben glücklich war, dass neben Nowitzki auch Vettel und Boll abgesagt hatten. Doch er und Magdalena Neuner nahmen die viel beschäftigten Sportler auch in Schutz. „Es ist schon schade, dass keiner da war“, sagte Neuner. „Aber jeder wird seine Gründe haben.“

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