Erst Kleinwagen für 500. Sieg, dann Aus für Haas

Wien (dpa) - Ein Kleinwagen für ein imposantes Jubiläum: Als vierter aktiver Spieler nach Roger Federer, Rafael Nadal und Lleyton Hewitt hat Tommy Haas seinen 500. Sieg als Tennisprofi gefeiert.

Mit dem Viertelfinaleinzug beim ATP-Turnier in Wien erreichte der 34-Jährige diesen beeindruckenden Meilenstein in seiner wechselvollen Karriere - und wurde anschließend von den Turnierveranstaltern mit einem Überraschungsgeschenk „überfahren“. Bereits am nächsten Tag musste Haas beim 4:6, 6:4, 2:6 gegen den Slowenen Grega Zemlja allerdings die 283. Karriere-Niederlage einstecken.

„Das war so ein Spiel, wo man sich den Sieg erarbeiten muss, dafür war ich heute nicht gut genug“, räumte Haas ein. Bei aller Enttäuschung hatte er auch Lob für Zemlja parat: „Im ersten Moment muss man auch meinem Gegner gratulieren. Es ist immer schwierig, wenn man einen kaum kennt. Im dritten Satz hatte ich kaum freie Punkte beim Aufschlag, weil er einfach sehr gut returniert hat.“ Nach dem 2:2-Zwischenstand gelang Haas kein Spielgewinn mehr.

Tags zuvor rollte ein dunkelblauer Kleinwagen mit dem weißen Schriftzug „500 Tommy Haas“ nach dem 6:4, 6:2-Erfolg des gebürtigen Hamburgers gegen den Amerikaner Jesse Levine auf den Platz. „Das ist eine großartige Überraschung“, sagte Haas am Donnerstagabend und betonte mit breitem Grinsen und erhobenem Daumen: „Ich bin sicher, ich werde da einige SMS von meiner Familie in Europa bekommen. Die werden mir sagen, dass das Auto zu klein für die USA ist und dass ich es hier lassen sollte - auch weil ich lange kein Auto mehr gefahren bin mit Schaltung.“

Auch der Verlierer war sich offensichtlich der Bedeutung dieses sporthistorischen Augenblicks bewusst. „Hut ab vor Tommy Haas. Ich glaube, ich bin jetzt Teil der Tennisgeschichte“, twitterte Levine nach seiner Niederlage gegen den Jubiläumssieger, der sich in diesem Jahr von Platz 205 bis auf Rang 20 der Welt gespielt hat.

Die Aufnahme in den Club der 500er ist umso bemerkenswerter, wenn man sich die Karriere und vor allem die lange Leidenszeit des Familienvaters vergegenwärtigt. „Man darf nicht vergessen, dass ich über dreieinhalb Jahre nicht auf der Tour gespielt habe“, sagte Haas mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Stolz. „Es mag sein, dass ich mental noch hungriger bin als manche, die vielleicht 12, 13, 14 Jahre durchspielen“, betonte der Tennis-Oldie. Drei Schulteroperationen und eine Hüftoperation haben die einstige Nummer zwei der Welt seit 1996 immer wieder gestoppt - aber bisher nicht zum Karriereende gezwungen.

„Der 500. Sieg war noch ein großes Ziel von mir“, sagte der in Wien an Nummer drei gesetzte Haas, „es macht mich stolz, das jetzt geschafft zu haben.“ Auch den 13. Turniersieg („13 ist meine Glückszahl“) mit dem Finalerfolg über Roger Federer in Halle und die 10-Millionen-Dollar-Marke an Preisgeld hat er schon erreicht.

Deshalb soll auch noch nicht Schluss sein für den aktiven Tennisspieler Haas. 2013 will er in jedem Fall noch auf Tour gehen - mit dosierten und wohlerwählten Turnierstarts. Zum Leidwesen von Teamchef Patrik Kühnen und der vielen deutschen Fans wird dabei der Davis Cup wohl nicht mehr auf der Prioritätenliste ganz oben stehen. Besondere Motivation für sein Tun ist Tochter Valentina, die bald zwei wird. „Vielleicht kann sie noch realisieren, was ihr Vater ein Leben lang gemacht hat. Das wäre ein großes Highlight für mich.“

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