Nach Karriereende: Schüttler jetzt Tiriac-Lehrling

Berlin (dpa) - Rainer Schüttler hat sich genug gequält. Nach 17 Jahren auf der ATP-Tour beendete der Korbacher wie erwartet seine aktive Karriere und steigt als Lehrling des ehemaligen Becker-Beraters Ion Tiriac ins Tennis-Management ein.

„Es ist keine Wehmut dabei. Irgendwann wird es Zeit. Nach den vielen Verletzungen war es schwierig, zuletzt die Motivation zu finden“, sagte der 36-Jährige in Düsseldorf zu seinem Rücktritt in Raten. Der akribische Arbeiter hat vier Turniere gewonnen, 2004 im Doppel mit Nicolas Kiefer Olympia-Silber in Athen geholt und beachtliche 7 407 508 Dollar Preisgeld eingespielt.

Am 13. Januar dieses Jahres bestritt er bei den Australian Open in Melbourne in der zweiten Qualifikationsrunde sein letztes offizielles Spiel auf der Tour und verlor gegen den Russen Alexander Kudrjawzew 6:7, 6:0, 6:8. Jetzt ist offiziell Feierabend. Zusammen mit dem Rumänen Tiriac übernimmt der ehemalige Davis Cup-Spieler das Traditionsturnier im Düsseldorfer Rochusclub und will auch Seminare für Profitrainer anbieten.

Seine beste Zeit als Tennisprofi lag ohnehin längst hinter ihm. 2003 war das, als Schüttler bei den Australian Open sensationell das Finale erreichte und im Endspiel von Andre Agassi (USA) 6:2, 6:2, 6:1 deklassiert wurde. Im gleichen Jahr gewann er die Turniere in Lyon und Tokio und qualifizierte sich sogar für das Saisonfinale der besten Acht in Houston. Endlich zahlte sich sein Trainingsfleiß aus. Schüttler war berühmt für seine Extraschichten. Sein Coach Dirk Hordorff, der den Blonden seit 1992 betreute, lobte seinen Schützling oft als „grundsolide, freundlich, fleißig, ehrlich und vor allem ohne Flausen“.

2004 erreichte Schüttler seine höchste Position in der Weltrangliste, Nummer fünf, und stand mit Kiefer im olympischen Doppelfinale von Athen. Bis 2:39 Uhr Ortszeit morgens kämpften die beiden Deutschen gegen das chilenische Duo Fernando Gonzalez/Nicolas Massu, vergaben im vierten Satz vier Matchbälle und verloren schließlich 2:6, 6:4, 6:3, 6:7 (7:9), 4:6.

Kreidebleich und mit Tränen in den Augen ließ Schüttler die Siegerehrung über sich ergehen. „Heute weiß ich, wie außergewöhnlich dieser Erfolg war“, sagte der Silbermedaillengewinner Jahre später zum „schönsten und schlimmsten Erlebnis meiner Karriere“. Erst mit knapp zehn Jahren hatte Schüttler mit dem Tennisspielen begonnen.

Das letzte aufsehenerregende Ereignis in seiner aktiven Laufbahn war das überraschende Erreichen des Wimbledon-Halbfinals 2008. Danach begann der Abstieg. Es hagelte Erstrundenpleiten, Schüttler wurde immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. In weiser Voraussicht gründete er 2010 mit seinem ehemaligen Kollegen Alexander Waske eine Tennis-Akademie in Offenbach und legte den Grundstein für seine berufliche Zukunft. Der Einstieg ins Management ist die logische Folge. Einen besseren Lehrmeister als Tiriac konnte er kaum finden.

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