Schüttler startet zweite Karriere bei ATP-Turnier

Düsseldorf (dpa) - Der gerade als Tennisprofi zurückgetretene Rainer Schüttler und der frühere Boris-Becker-Manager Ion Tiriac dienen dem neuen Herren-Turnier in Düsseldorf als Geburtshelfer.

Nach dem unvermeidbaren Aus des Klassikers World Team Cup wird am Rochusclub eine neue Veranstaltung ins Leben gerufen: Vom 17. bis 25. Mai 2013 schlagen die Tenniscracks in einem 32er-Feld in der Rheinmetropole auf. „Unser Ziel ist, das Turnier langfristig in Düsseldorf zu halten, um weiterhin Spitzentennis in dieser Region zu zeigen“, sagte Schüttler. Der langjährige Davis-Cup-Spieler beendete zuvor nach 17 Jahren seine aktive Laufbahn und startet nun seine zweite Karriere.

Sein erster Pflichttermin im neuen Leben war die Vorstellung der mit rund 415 000 Euro Preisgeld dotierten Veranstaltung in Düsseldorf. Gelüftet wurde auch das Geheimnis um den Namen des Turniers, das nach dem Titelsponsor „Power Horse Cup“ heißt. Der Energydrink-Hersteller aus Österreich war schon bei den letzten beiden Ausgaben der Mannschafts-WM der Hauptgeldgeber.

„Der World Team Cup ist damit nach 35 Jahren Geschichte und wird unter diesem Namen und in dieser Form nirgendwo auf der Welt mehr stattfinden“, sagte der ehemalige WTC-Turnierdirektor Dietloff von Arnim, der auch das neue Turnier mit seinem Rochusclub-Team auf die Beine stellen wird. Von Arnim gründete mit seiner Werbeagentur und dem Rochusclub einen neue Gesellschaft, die die zuvor von der „alten“ Rochusclub Turnier GmbH an Schüttler und Tiriac verkaufte ATP-Lizenz pachtete. Sicher ist vorerst nur das Turnier 2013.

Wie viel der gewiefte Manager Tiriac, mit einem geschätzten Vermögen von 600 Millionen Euro angeblich der zweitreichste Rumäne, und Schüttler für die ATP-Lizenz überwiesen, blieb unklar. Nach Schätzungen beträgt die Summe etwa 1,6 Millionen Euro, womit die Rochusclub Turnier GmbH, die nun abgewickelt wird, das zuletzt erwirtschaftete Minus mehr als ausgleichen konnte. Ein bisschen was sei noch für den Verein übrig geblieben, meinte von Arnim. „Das finanzielle Risiko, den WTC fortzuführen, war zu groß“, sagte er.

Das 1978 als Nations-Cup von Horst Klosterkemper aus der Taufe gehobene Turnier war lange eine Erfolgsstory. Doch angesichts rückläufigen Zuschauer- und Sponsoreninteresses sowie mangelnder ATP-Unterstützung starb die Team-WM einen langsamen Tod.

Nun also die Neuausrichtung: Wichtiger Baustein der Finanzierung ist der TV-Vertrag mit Eurosport. Der Spartensender tritt erstmals als Host-Broadcaster eines ATP-Turniers auf und garantiert eine ausführliche Berichterstattung in bis zu 59 Ländern.

Schüttler, der im Januar bei den Australian Open sein letztes Match auf der Tour bestritt und nach 17 Jahren endgültig den Schläger in die Ecke stellt, betritt mit dem Turnier Neuland: als Lehrling von Tiriac, der Boris Becker einst zu Weltruhm verhalf, und der in dem Geschäft über reichlich Erfahrung verfügt. Der 73-Jährige holte schon einige Veranstaltungen nach Deutschland und gilt im internationalen Geschäft nach wie vor als eine der einflussreichsten Figuren. Schüttler kennt seinen Aufgaben noch nicht. „Ich will helfen, Türen zu öffnen und werde sicher auch in die Organisation eingebunden.“

Um das neben München, Hamburg, Halle und Stuttgart fünfte ATP-Turnier in Deutschland zum Erfolg zu führen, müssten bald auch größere Stars wie Federer, Nadal oder Djokovic angelockt werden. Doch da macht sich Schüttler keine Illusionen: „Wir wollen auch Top-Ten-Spieler holen, aber Roger, Rafael oder Djoko dürften erstmal unser Budget übersteigen“, räumte der 36-Jährige ein. Der Etat beträgt laut Turnierchef von Arnim 2,0 bis 2,5 Millionen Euro.

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