THW-Trainer Alfred Gislason: „Das ist besser als Olympia“

Kiels Trainer Alfred Gislason zeigt sich „sehr stolz“ über seine Mannschaft und das Triple des THW.

Köln. Alfred Gislason wirkt nachdenklich. Wie er immer wirkt. „Es wird eine Weile dauern, bis ich das alles begreifen werde“, sagt der Trainer des THW Kiel. „Da kann ich zwei Tage ohne Handball gut gebrauchen.“ Dieser große Trainer ist beeindruckend in seiner Zurückhaltung.

Er ist einer der erfolgreichsten Trainer der Welt, aber einer, der sich nie in den Vordergrund drängen würde. Auch Feiern ist seine Sache nicht. Nach dem 26:21 (13:10) im Finale der Champions League in der Kölnarena gegen Atlético Madrid (ehemals Ciudad Real) sucht Gislason lange nach den richtigen Worten. „Es zum dritten Mal geschafft zu haben, ist wirklich beeindruckend, außergewöhnlich. Dieser Sieg ist auch für mich ein sehr emotionaler Moment. Und ich kann nur sagen, dass ich stolz auf diese Mannschaft bin.“

Der Isländer lässt die Spieler feiern, er selbst zieht sich lieber still zurück. Mit einem Glas Rotwein. Was der THW in Köln geleistet hat, beschreibt Nationalspieler Dominik Klein im Gespräch mit unserer Zeitung mit den Worten: „Wenn wir alle irgendwann einmal nicht mehr Handball spielen, werden wir das Jahr 2012 vielleicht historisch nennen. Und wir werden uns immer an diesen Sieg über Madrid erinnern.“

Die Defensivleistung seiner Mannschaft nennt Gislason „erstklassig“. Torwart Thierry Omeyer hält in diesem Endspiel 18 von 39 Schüssen. Schnellangriffe wie aus dem Lehrbuch, der eigenwillige und gelegentlich arrogant wirkende Atlético-Trainer Talant Duschebajew musste spätestens nach 52 Minuten, als Filip Jicha zum 21:15 traf, erkennen, dass es an diesem Tag nach Rang drei und Rang zwei in den Vorjahren wieder nicht zum ersehnten Titel reichen würde. Kim Andersson, der nach dieser Saison vorzeitig nach Kopenhagen wechselt, spielte mit sieben Toren in der Offensive absolut überragend.

Madrid fand irgendwann keine Mittel mehr, egal, ob der legendäre Jose Javier Hombrados oder Arpad Sterbik, einer der besten Torhüter-Gespanne der Welt, zwischen den Pfosten der Spanier standen. Hombrados gratulierte hinterher artig, sagte aber auch, dass man gegen „alle, alle, alle“ keine Chance gehabt habe. Hombrados meinte neben dem THW auch die serbischen Schiedsrichter und das Publikum.

Kiel demonstrierte nach Meisterschaft und Pokalsieg seine Klasse, auch wenn AG Kopenhagen um Superstar Mikkel Hansen den technisch schönsten Handball der vier Teams beim Final Four zeigte. Gislason, der nie zu Übertreibungen neigt, sagte angesichts dieser Demonstration vor über 40 000 Zuschauern: „Die Champions League ist für mich der größte Event der Welt, wichtiger noch als die Olympischen Spiele.“ Das hörte sich ein wenig übertrieben an. War es aber nicht.

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