Unattraktive Spieler sind die besseren Fußballer

Professor Ulrich Rosar hat am Beispiel von 483 Spielern der Bundesliga festgestellt: Schöne Profis geben sich weniger Mühe.

Düsseldorf. Wer als Fußballprofi optisch was her macht, bekommt mehr Aufmerksamkeit von den Medien, erhält lukrative Werbeverträge. Doch spätestens auf dem Platz zählt die Leistung, nicht das Aussehen.

Stimmt nicht, sagt Ulrich Rosar: „Beides hängt zusammen.“ Der Soziologieprofessor der Universität Düsseldorf hat mit Kollegen in einer Studie festgestellt, dass Attraktivität die Leistungsfähigkeit tendenziell negativ beeinflusst.

„Wer gut aussieht, muss nicht so viel tun, um positiv wahrgenommen zu werden“, erklärt Rosar. Den Besseraussehenden würden unbewusst ganz automatisch positive Eigenschaften zugeschrieben: Fleiß, Durchsetzungsvermögen, Kreativität. Dadurch denke der Spieler: „Ich bin schön, ich brauche mich nicht übermäßig anzustrengen.“

Ulrich Rosar untersuchte in seiner wissenschaftlichen Abhandlung „Physische Attraktivität und individuelles Leistungsverhalten“ die 483 Fußballprofis, die in der Saison 2007/08 in der 1. Bundesliga zum Einsatz kamen. 300 Männern im Alter zwischen 17 und 64 Jahren wurden Fotos der Spieler gezeigt und mussten deren Attraktivität auf einer Skala von 0 (unattraktiv) bis 7 (attraktiv) bestimmen.

Die sportliche Leistung las der Soziologieprofessor aus der Datenbank der Fußball-Bundesliga ab. Jeder Profi wird in jedem Spiel bewertet — mehr als 20 Detail-Informationen wie Tore oder Ballbesitz werden dafür herangezogen. „Das war für uns die objektivste Möglichkeit“, sagt Rosar.

Das Ergebnis: Die vier „schönsten“ Spieler von 2007/08 spielen bis auf einen nicht mehr in der 1. Bundesliga: Fin Bartels (damals Hans Rostock, heute FC St. Pauli), Ricardo Faty (damals Bayer Leverkusen, jetzt AC Ajaccio in Frankreich), Daniel Gordon (damals Borussia Dortmund, heute Karlsruher SC). Ausnahme ist Adam Bodzek — er ist mittlerweile bei Aufsteiger Fortuna Düsseldorf.

Franck Ribéry schnitt bei der Studie als „Viertunattraktivster“ ab — war aber in der untersuchten Saison der leistungsstärkste Spieler. Ulrich Rosar ist davon überzeugt: „Er müsste sich weniger anstrengen, wenn er schöner wäre.“ Der Spieler des FC Bayern sei es gewöhnt, sein äußeres „Handicap“ mit einer höheren Leistung zu kompensieren, spiele aber dadurch auch außergewöhnlich gut.

Weitere unattraktive Spieler der Studie will Rosar nicht der breiten Öffentlichkeit mitteilen. „Bei Ribéry sind die Narben im Gesicht offensichtlich und kein Geheimnis.“ Die meisten Profis wären wohl auch nicht mit dem Titel „hässlichste Gesichter der Bundesliga“ einverstanden. Eines steht aber fest: Viele von ihnen spielen derzeit noch erfolgreich in der Bundesliga.

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