US-Surfgenie Slater will zwölften WM-Titel

Santa Cruz (dpa) - Der einzig wahre Herrscher der Wellen ist mittlerweile 40 Jahre alt. Und trotzdem wirkt der US-Boy Kelly Slater im als so jugendlich verschrienen Surfsport noch immer wie ein menschgewordenes Hindernis für die versammelte Konkurrenz.

Slater ist ein Genie auf dem schmalen Surfbrett, mit dem er die Wellen der malerischsten Küsten dieser Welt so spektakulär und so waghalsig abreiten kann wie kein anderer Mensch. Jetzt hat er seinen zwölften WM-Titel vor Augen. Vor den abschließenden zwei Saisonevents führt Slater das Gesamtranking zwar nicht an, liegt aber auf Platz zwei in bester Lauerposition. Schon beim vorletzten Stopp im kalifornischen Santa Cruz winkt eine Vorentscheidung.

In die Karten könnte Slater am Ende spielen, dass die beiden schlechtesten Resultate der zehnteiligen WM-Serie gestrichen werden. Das besagen die Regularien der Profisurfer-Organisation ASP. An kleinen Ausrutschern hat er bisher schon etwas mehr angesammelt als die Gegner; für die Surferjugend aus Australien, Brasilien und von Hawaii kommt es schon fast einer Ironie des Schicksals gleich, dass Slater in diesem Jahr ausgerechnet seine vermeintliche Inkonstanz zum königlichen Weltmeisterschaftsdutzend verhelfen könnte.

„Es wird spannend diesmal“, meint der Rekordmann verschmitzt. 51 Einzelevents hat er seit 1990 schon auf der Surftour gewonnen, allein in diesem Jahr bisher drei. Und diese Erfolge sind es auch, die ihn trotz zwei schwachen 13. Plätzen in Portugal und Tahiti sowie eines Startverzichts in Rio de Janeiro so gut dastehen lassen. „Dank der drei Siege bin ich so etwas wie heimlich an der Spitze“, sagt er.

Im Vorjahr hatte er seinen elften Titel schon beim vorletzten Wettkampf eingefahren. Hunderte Fans hatten ihrem Idol vom Strand aus mit extra angefertigten Schildern gehuldigt, auf denen „Ke11y“ stand. Die Zahl „11“ im Vornamen als Hinweis auf die Zahl der Titel. Holt Slater jetzt Titel Nummer zwölf, ist „Ke11y“ überholt, dabei hat sich der Nickname vor allem bei den Anhängern im Internet durchgesetzt. Genauso wie „Jimmy Slade“, ein weiterer Spitzname, den nicht Slater erfand und nicht die Fans, sondern Fernsehproduzenten.

Anfang der Neunziger spielte Slater alias Jimmy Slade in mehreren „Baywatch“-Folgen mit. Jener weltberühmten US-Serie also, die wie keine andere das scheinbar vollkommene Leben an der kalifornischen Küste darzustellen versuchte - und Erfolg hatte. Mit den Darstellern wurden Begriffe wie Lebenslust, Jugendlichkeit, Tatendrang bis hin zum überschwänglichen Draufgängertum assoziiert. Begriffe, für die außerhalb der Filmstudios vor allem Surfer stehen. Kelly Slater seit zwei Jahrzehnten in solch ausgeprägter Form wie kein anderer.

In gewisser Weise ist Slater wie Michael Schumacher oder Michael Jordan: Sportstars, die irgendwann aufhörten, weil sie scheinbar alles erreicht hatten. Und die dann doch für einige Jahre noch mal zurückkamen, weil ihr Sport für sie eben mehr bedeutete als Geld, Anerkennung und Selbstbestätigung, weil er ein entscheidender Lebensinhalt war. Slaters einstige Auszeit von 1998 bis 2003 liegt schon lange zurück - ohne den damaligen Rücktritt hätte er den zwölften Titel längst eingefahren. Wie lange es jetzt, mit 41, noch gehen soll, weiß er nicht: Er will von Jahr zu Jahr entscheiden.

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