Wer tritt Neuners Erbe an?

Das deutsche Damen-Team steht vor dem Umbruch. Ein Super-Talent ist nicht in Sicht.

Hochfilzen. Sie hat das Vertrauen. In sich. Und das ihrer Trainer. Doch immer kann es eine Magdalena Neuner auch nicht richten. Nach Platz drei in der Verfolgung von Hochfilzen, ihrem schlechtesten Saisonergebnis, ist sie läuferisch noch nicht in Bestform. Dennoch hat die Ausnahme-Athletin die Staffel gestern von Position zehn auf Platz sechs gebracht. Es siegte das norwegische Quartett vor Frankreich und Russland.

Nur: Magdalena Neuner hat ihren sportlichen Vorruhestand angekündigt. Es drängt sich die Frage nach ihren Erben auf. Im März 2010 sind die Olympiasiegerinnen Kati Wilhelm und Martina Beck zurückgetreten, dazu Vizeweltmeisterin Simone Hauswald. Die schwangere Kathrin Hitzer hat die Saison beendet. Ob die 25-Jährige ihre Laufbahn fortsetzt, ist offen.

Damit verliert der Verband binnen zwei Jahren fünf Topathletinnen. Es bleibt einzig die 34-jährige Andrea Henkel, die bei Weltmeisterschaften in allen Einzel-Wettbewerben schon gewann. Das Frauenteam steht vor seiner schwierigsten Phase seit der Wende. „Ein Supertalent wie die Lena ist nicht in Sicht“, sagt Bundestrainer Uwe Müssiggang.

Hervorragende physische Voraussetzungen hat Miriam Gössner (21). Drei Mal stand sie schon auf dem Podest. Ihr größter Makel aber ist die mangelnde Konstanz am Schießstand. Ein erneuter Wechsel ins Langlauf-Lager ist nicht ausgeschlossen. Bei der WM 2009 in Liberec und den Spielen in Vancouver hat Gössner schon Silber mit der Staffel gewonnen. Als 48. (Sprint) und 38. (Verfolgung) hat Gössner die Staffel in Hochfilzen als Zuschauerin an der Strecke verfolgt.

Keine sportliche Perspektive hat Juliane Döll für sich mehr gesehen. Die ehemalige Junioren-Weltmeisterin hat vor zwei Tagen ihre Karriere beendet. Mit 25. Gleich alt und bereits bunt dekoriert ist Tina Bachmann. Bei ihrem WM-Debüt in Khanty Mansijsk im März hat die Polizeiobermeisterin Silber erkämpft.

Franziska Hildebrand, in Hochfilzen erstmals in der Staffel eingesetzt, bot eine mäßige Laufleistung. Die Startfrau übergab mit 50 Sekunden Rückstand als Zehnte. Sie hat sich wie Carolin Hennecke ins Weltcupteam gekämpft. Entwicklungsmöglichkeiten haben beide, doch sie sind auch schon 24 und 25 Jahre alt.

Immerhin macht der Baby-Boom Hoffnung für die übernächste Generation. Ob Uschi Disl, Martina Beck, Kati Wilhelm oder Simone Hauswald, die im Januar Zwillinge erwartet — langfristig scheint der Biathlon-Nachwuchs gesichert.

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