Wie Dortmund leidet

Nach dem 1:2 in Köln steht der BVB schlecht wie lange nicht mehr da. Platz 14 — und die Erkenntnis: Es mangelt an vielem.

Wie Dortmund leidet
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Köln. Die Pressekonferenz ist eigentlich Jürgen Klopps Bühne. Da ist er schlagfertig, wirft hier mal etwas Kluges zur Taktik in den Raum. Oder macht dort mal einen Witz. Und das alles mit der Aura des Innovativen. Momentan aber geraten die Pressekonferenzen des 47 Jahre alten Fußballlehrers zur Pflichtübung. Die Worte klingen gleich: Dass die vom ihm trainierte Borussia aus Dortmund in einer schwierigen Phase sei. Dass es wieder mal viele individuelle Fehler gegeben habe. Und dass sie daran arbeiten.

Wie Dortmund leidet
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So klang es auch nach dem Spiel beim Aufsteiger 1. FC Köln, das der BVB 1:2 verlor. Dritte Niederlage in Folge. Fünftes Spiel ohne Sieg: in Mainz (0:2), gegen Stuttgart (2:2), auf Schalke (1:2), gegen Hamburg (0:1) und nun in Köln (1:2). Dortmund ist zu einem Aufbaugegner für Krisenclubs geworden. Und wird dadurch selbst zu einem. „Man darf es gerne Krise nennen. Wie auch sonst?“, sagte Manager Michael Zorc zu Platz 14 nach acht Spielen. Und nach nur einem Punkt aus den vergangenen fünf Partien. Das war zuletzt im Februar 2009 passiert. Also sprach Zorc von der „schwierigsten Situation seit Jahren“.

Dass der Tiefpunkt an jenem Tag erreicht war, an dem das Traumquartett aus Ilkay Gündogan, Henrikh Mkhitaryan, Shinji Kagawa und Marco Reus erstmals vereint war, war ebenso bitter wie erwartbar. Die ersten beiden waren nach Verletzungen nicht bereit für das eigene laufintensive und das körperliche Spiel der Kölner. Kagawa ist noch nicht komplett angekommen. Reus gönnte sich neben genialen Momenten zu viele Auszeiten. Und allen fehlte es an Abstimmung untereinander.

„Wir haben eine Art Fußball gespielt, die absolut keinen Sinn macht“, sagte Klopp, der vor allem die hohe Fehlerquote im Spielaufbau bemängelte — und dabei eine ungewohnte Figur abgab. Klopp war nicht sauer. Vielmehr schien er niedergeschlagen. Wie jemand, der wirklich gedacht hatte, dass es diesmal besser laufen müsste. Und der sich jetzt neu sortieren muss.

Vergangenes Jahr gab es auch eine schlechte Phase, aber da fehlte das halbe Team. Jetzt sind nicht alle fit. Aber wer sechs Nationalspieler (Marktwert: 81,5 Millionen Euro) auf der Bank hat, dem kann es nicht so schlecht gehen. Deswegen suchte Zorc auch nicht nach Ausreden, sondern kritisierte die immer neuen Aussetzer der „sogenannten Führungsspieler“. So wie jene von Mats Hummels, der sich zahlreiche Fehler in Pass- und Stellungsspiel leistete. Der nach 40 Minuten als einziger der Viererkette rausrückte und den Zweikampf gegen Risse verlor, was zum 1:0 führte. Oder Roman Weidenfeller, der vor dem 2:1 hilflos am Ball vorbeisegelte. Der Rest? Hatte oft den Ball. Aber tauchte ab, wenn es darauf ankam. Richtig gegen die Niederlage stemmte sich fast keiner. Gerade am Ende, als die Kölner in jeden Zweikampf gebrüllt wurden, wirkte bis auf Sebastian Kehl, Lukasz Piszczek und Sokratis kein Dortmunder in der Lage, dagegen zu halten. Im BVB- Spiel läuft grundsätzlich etwas falsch: Abstimmung der Mannschaftsteile, Laufwege, Passgenauigkeit, Einsatz. Vielleicht war Klopp deswegen so niedergeschlagen — und sprach nur 90 Sekunden.

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