Biathlon-WM: Neuners schwarzer Tag

Mit sechs Fehlschüssen verpasst der Star die erhoffte Medaille deutlich. Wie alle deutschen Frauen.

Ruhpolding. Eine Lücke bleibt. Ein unerfüllter Wunsch in ihrem ansonsten so erfüllten Athletinnenleben. Dabei hat sich Magdalena Neuner reif gefühlt, auch im Einzelwettbewerb bei einer Weltmeisterschaft eine Medaille zu gewinnen. Jenes Rennen, in dem die Leistungen am Schießstand am gravierendsten wiegen.

Das Potenzial für eine tadellose Darbietung mit dem Kleinkalibergewehr besitzt die 25-Jährige zweifelsohne, am Mittwoch aber hat sie es nicht punktgenau abgerufen. Gleich zwei Fehler in der ersten Schießeinlage, weil sie nicht auf den nachlassenden Wind reagierte. Eine seltsam anmutende Stille legte sich über die Chiemgau Arena.

„Liegend ist das total ungewöhnlich für mich“, sagte Magdalena Neuner. „Wenn man mit zwei Fehlern anfängt, ist die Frustration groß.“ Und der Kopf nicht mehr bereit, alle Motivation auf die Scheiben zu richten. In der Summe fallen bei Magdalena Neuner nur 14 von 20. Platz 23 statt Podium.

Sie verpasste die persönliche Zielstellung, sechs Medaillen in Ruhpolding zu erkämpfen. „Ein vierter Platz wäre blöder gewesen, dann lieber gar nichts“, sagte Magdalena Neuner. Sie ist enttäuscht. Besonders, weil sie so hart für das maximal Mögliche gearbeitet hat. Sie sucht nach Positivem.

Die beste Laufzeit aller 114 Athletinnen ist ein Trumpf. Schneller zu sein als Darja Domratschewa ist ein gutes Gefühl. Viel mehr findet die Wallgauerin nicht.

Abhaken ist das effektivste Mittel, weil die WM noch zwei Wettkampftage für sie parat hält. Am Samstag steht die Staffel an. Deutschland ist Titelverteidiger und Magdalena Neuner sagte: „Wir Deutschen haben zusammen einiges gutzumachen.“

Weil auch ihre Mannschaftskolleginnen im Einzel zu zaghaft auf die Bedingungen reagiert haben. „Beim ersten Anschlag haben wir uns schon komplett rausgeschossen“, sagte Gerald Hönig. „Ein Tag zum Abhaken“, ergänzte sein Trainerkollege Ricco Groß.

„Das ist unerklärlich. Die Verhältnisse waren schwierig, aber beherrschbar.“ Nicht für Andrea Henkel, die sich vier Fehlschüsse leistete und als 20. noch beste Deutsche war — ein wenig schmeichelhafter Titel. „Es ist sehr ärgerlich“, sagte sie.

Am Ende eines anstrengenden Arbeitstages konnte sich Magdalena Neuner einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: „Die Trainer haben einen nervösen Eindruck gemacht, das überträgt sich auch auf die Sportler.“ Eine enttäuschte Athletin, die ein Ventil sucht.

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