Abschiedsparty: Ovationen für Neuner und Greis

Gelsenkirchen (dpa) - Magdalena Neuner war an einem tollen Abend nur einmal ein klein wenig genervt. „So wie die Lena das gemacht hat, da könnte man ihr durchaus ein Comeback zutrauen“, sagte Michael Greis lange nach den Abschiedsrennen der beiden Biathlon-Stars im Schalker Fußball-Stadion.

„Ja, ja - genau“, entgegnete die Rekordweltmeisterin und blickte den dreimaligen Olympiasieger unten in den Katakomben der Veltins-Arena mit strengem Blick an.

Mit einer rauschenden Abschiedsparty vor 50 000 Fans waren bei der Biathlon World Team Challenge zwei große Wintersportkarrieren endgültig zu Ende gegangen. Vom Deutschen Skiverband gab es das „Sportehrenzeichen in Gold“, das nur ganz selten verliehen wird. Und vom Publikum wurden die beiden Hauptdarsteller mit Ovationen überschüttet.

„Mein Abschiedsrennen werde ich nie vergessen. Das hat alles übertroffen. Damit ist das Thema Biathlon abgeschlossen, perfekt abgeschlossen. Es war ein superschöner Tag. Alle sind irgendwie glücklich, ich auch“, sagte Neuner. Auch Greis hatte Gänsehaut und war hochzufrieden. „Es ist perfekt gelaufen.“

Zusammen mit seiner Partnerin Franziska Hildebrand konnte der Allgäuer im Weltklassefeld auch sportlich noch einmal mithalten - obwohl er seine guten Skier daheim vergessen hatte. Das Paar kam bei dem mit 28 000 Euro Preisgeld dotierten Sieg der Russen Jekaterina Jurlowa und Anton Schipulin als zweitbestes deutsches Team hinter den viertplatzierten Andrea Henkel und Andreas Birnbacher auf Rang sechs. „Es war für uns beide sicherlich eine Superzeit“, blickte Greis zufrieden zurück auf die Karriere. „Es ist so, wie der Michi sagt. Wir haben viel erreicht“, meinte Neuner.

Mit einem Knalleffekt hatte die Doppel-Olympiasiegerin ihr letztes Rennen mit acht geladenen Weggefährtinnen zwischen Massenstart- und Verfolgungsrennen begonnen. Sie fiel einfach vom Himmel. Zu den Klängen des Bond-Songs Skyfall schwebte Neuner 40 Meter hinab, zog ihre selbst gewachsten Langlaufski an und schulterte das von der Schwester geliehene Gewehr. „Es war total emotional. Als ich da oben von der Decke runterkam, da war Adrenalin dabei. Dann hat es sich einfach so durchgezogen“, meinte sie. Sie wurde in ihrem Rennen Zweite hinter der Italienerin Dorothea Wierer.

Bei 25 Schüssen hatte Magdalena Neuner gerade dreimal nicht getroffen, dabei hatte sie das Gewehr seit März nicht mehr in der Hand gehalten. „Wenn ich die Scheibe gesehen habe, habe ich einfach abgedrückt. Mit dem Schießen war es bei mir ja nicht immer so ganz hundertprozentig und daher ist es umso schöner, dass meine allerletzte Schießeinheit noch einmal mit Null beendet wurde.“

Wie schwer das Schießen für Ex-Biathleten ist, erzählte Greis. „Liegend geht es ja meistens noch, aber stehend ist es schwierig, grad mit der Belastung, weil man es einfach nicht mehr gewohnt ist. Da verliert man relativ schnell das Feingefühl, wenn man nicht mehr so fit ist. Biathlon schaut im Fernsehen so einfach aus, aber es ist enorm komplex.“ Und weil seine Kollegin nach der langen Pause so locker und leicht ins Schwarze getroffen hatte, war Greis auf die Idee mit dem Comeback gekommen.

Während Neuner das Gewehr nun wieder ihrer Schwester gibt, wird Greis seine Waffe behalten. „Ich habe da sehr viel Arbeit investiert, oft getüftelt. Ich werde sie gut verstauen - ab und zu mal rausnehmen und ein bischen streicheln.“ Ansonsten genießt auch der Allgäuer vier Wochen nach seinem überraschenden Rücktritt das Leben als ehemaliger Leistungssportler. Es fühle sich „perfekt“ an, sagte er. „Vor mir liegen neue Aufgaben, in denen ich mehr Potenzial sehe. Bei jedem Weltcuprennen, das ich live am TV verfolgt habe, hat sich das Gefühl bestätigt.“

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