Biathleten erfinden sich neu und sind spitze

Chanty-Mansijsk (dpa) - Nach dem grandiosen Saisonfinale kündigten die Biathlon-Freundinnen Laura Dahlmeier und Franziska Preuß eine rauschende Partynacht an.

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„Heute Abend lassen wir es ordentlich krachen“, sagte Dahlmeier nach ihrem Sieg im abschließenden Massenstart. Und auch Preuß konnte nach dem sensationellen Gewinn der Kleinen Kristallkugel für die Massenstart-Beste die Abfahrt zur größten Diskothek von Chanty-Mansijsk kaum erwarten. Dort lassen die Skijäger traditionell bei dem einen oder anderen Wodka die anstrengende Saison ausklingen. „Das ist einfach Wahnsinn. Jetzt wird die Sau rausgelassen“, meinte Preuß, die beim Weltcup-Saisonfinale Sechste wurde.

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Im fernen Sibirien setzten die Skijäger mit insgesamt sechs Podestplätzen durch Dahlmeier, Preuß und Benedikt Doll einen würdigen Abschluss unter eine tolle Saison, wenngleich Arnd Peiffer und Erik Lesser im Massenstart durch Fehler beim letzten Schießen ein weiteres Podium vergaben. Dahlmeier war zuvor Zweite im Sprint und in der Verfolgung geworden, Preuß im Jagdrennen Dritte. Doll überzeugte in der Verfolgung und im Sprint als Zweiter und Dritter.

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„Einfach nur unglaublich! Ist das nicht der absolute Hammer?! Ich freu mich riesig für die gesamte Mannschaft“, schrieb Magdalena Neuner auf ihrer Facebook-Seite. Die Rekord-Weltmeisterin hatte als bis dato letzte Deutsche 2012 eine Weltcup-Wertung (Sprint) gewonnen.

Nach der schwächsten WM und den schwächsten Olympischen Spielen überhaupt sind die deutschen Skijäger nun wieder voll da. Mit dreimal Gold und zweimal Silber erreichten sie bei der WM in Kontiolahti das beste Ergebnis seit 2011. Und auch im Weltcup kamen Erinnerungen an die goldenen Zeiten auf. Die Herren um den dreifachen Saisonsieger Simon Schempp waren mit 16 Podiums so erfolgreich wie seit 2008 nicht mehr (16). Und die Mädels schafften nach mageren fünf Podesträngen im Vorjahr mit nunmehr 13 mehr als eine Verdopplung.

Zudem gewannen die Damen die Nationenwertung, die Männer wurden Zweite. Im Gesamtweltcup landeten Franziska Hildebrand als Fünfte, Dahlmeier (8.) und Preuß (9.) ebenso in den Top Ten wie Simon Schempp (4.) und Erik Lesser (10.).

„Was die Mädels geleistet haben, ist der Hammer. Das war nicht zu erwarten“, lobte Bundestrainer Gerald Hönig in der ARD seine jungen Schützlinge, warnte aber zugleich: „Alles erscheint jetzt rosarot. Es gilt weiter Bodenhaftung zu behalten und hart zu arbeiten.“ Auch Kirchner war zufrieden: „Wir können sehr stolz sein. Wir werden versuchen, uns im kommenden Jahr weiter zu verbessern.“

Die neue Erfolgsformel ist simpel und eine Konsequenz der letzten titellosen Großereignisse WM 2013 und Olympia 2014. Jetzt gibt es eine kritische und ergebnisorientierte Kommunikation bis in den immens wichtigen Nachwuchsbereich. Statt großer Egos in den oft getrennt laufenden Damen- und Herrenteams sieht man sich nun als eine Einheit und absolviert anders als früher gemeinsame Lehrgänge. Auch die neu formierten Duos mit Tobias Reiter (Damen) und Andi Stitzl (Herren) als Disziplintrainer haben voll eingeschlagen.

Vor allem die Damen wuchsen in dieser Saison, die vom WM-Staffel-Gold gekrönt wurde, über sich hinaus. Besonders auf Dahlmeier, die mit erst 21 Jahren schon abgezockt wie eine Große ist, ruhen nun die Hoffnungen. Aber auch die Staffel-Weltmeisterinnen Preuß (21 Jahre/zudem WM-Silber Massenstart), Hildebrand (27) und Vanessa Hinz (22) sowie Luise Kummer (22) versprechen mit Blick auf Olympia 2018 eine erfolgreiche Zukunft. Abzuwarten bleibt, wie sich Miriam Gössner weiterentwickelt. Sollte sie wieder an frühere Zeiten anknüpfen, wird das Team noch stärker.

Das Männer-Team um Verfolgungsweltmeister Lesser, der sich mit Peiffer, Böhm und Schempp zum Staffel-Weltmeister krönte, ist ohnehin Weltspitze. Dazu kommt Doll, der in Chanty sein großes Potenzial andeutete. Und auch dahinter ist die Konkurrenz groß.

Derweil schrieb Martin Fourcade Biathlon-Geschichte. Als erster Skijäger sicherte sich der französische Ausnahmekönner zum vierten Mal nacheinander den Gesamtweltcup. Darja Domratschewa aus Weißrussland krönte sich zum ersten Mal zur Nummer eins.

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