Biathletinnen feiern Sieg - Männer suchen nach WM-Form

Antholz (dpa) - Die deutschen Biathletinnen gehen nach dem ersten Staffelsieg seit elf Monaten mit Selbstvertrauen in die WM-Vorbereitung. Auch Miriam Gössner meldete sich nach ihrem Sprint-Fiasko zurück.

Bei den Männern ging der Schuss dagegen nach hinten los - sie enttäuschten.

Beim alles entscheidenden Schuss mochte Miriam Gössner gar nicht mehr hinschauen. Als Schlussläuferin Andrea Henkel den ersten Staffelsieg seit dem WM-Titel 2012 unter Dach und Fach gebracht hatte, entlud sich bei ihr und den 20 000 Fans in der Antholzer Biathlon-Arena die Anspannung in ohrenbetäubenden Jubel. Mit einem strahlenden Lächeln stürmten Franziska Hildebrand, Miriam Gössner und Nadine Horchler Minuten später im Ziel auf ihre Teamkollegin zu, die sich auf der Schlussgeraden noch die deutsche Fahne schnappte und gelöst ins Publikum winkte.

„Oben zu stehen, ist immer toll. Wir können jetzt mit einem Supergefühl zur WM fahren“, sagte die läuferisch einmal mehr überragende Miriam Gössner. Gut drei Wochen vor der Weltmeisterschaft in Nove Mesto holten sich die deutschen Damen am Sonntag das erhoffte Erfolgserlebnis. Sie ließen Russland und Frankreich hinter sich.

Anders die Gemütslage bei den Herren, die ausgerechnet bei der WM-Generalprobe nahezu geschlossen auf Tauchstation gingen. Auch im Team reichte es für Florian Graf, Erik Lesser, Arnd Peiffer und Johannes Kühn beim neuerlichen Sieg der Franzosen nur zu Rang sieben. „Man kann viel mehr erwarten, als man hier gesehen hat. Wir haben ein kompakte Mannschaft“, sagte Chef-Bundestrainer Uwe Müssiggang.

Überzeugen in Antholz konnte einzig Andreas Birnbacher als Sprint-Vierter. Am Samstag zwang den Schlechinger jedoch ein Magen-Darm-Infekt zur vorzeitigen Abreise, der 31-Jährige musste nach der Komplettabsage von Oberhof wieder wichtige Rennen auslassen. Simon Schempp verzichtete wegen Rückenproblemen kurzfristig auf den Staffel-Einsatz.

Während ihre männlichen Teamkollegen nicht viel zu Lachen hatten, bekam Miriam Gössner nach dem Staffelsieg ihr Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Denn nach dem Sprint-Fiasko mit sieben Fehlern und Rang 62 sowie der verpassten Qualifikation für den Verfolger meldete sie sich mit einer starken Leistung zurück. „Ich weiß, dass ich schießen und im entscheidenden Moment die Nerven behalten kann“, sagte die dreimalige Saisonsiegerin.

Als Gewinnerin konnte sich aber vor allem die Sprint- und Verfolgungsfünfte Nadine Horchler fühlen. Sie wurde wie Henkel, Gössner und Hildebrand sowie Birnbacher, Schempp, Peiffer, Graf und Lesser vom Deutschen Skiverband (DSV) für die WM nominiert. Dabei war sie im Mai 2010 aus der DSV-Förderung geflogen war und ging für ihren Lebensunterhalt kellnern: „Deshalb bin ich ganz, ganz glücklich und ganz, ganz dankbar. Ich glaube, ich freue mich über einen fünften Platz mehr, als manch andere über eine WM-Medaille.“

Die achtmalige Weltmeisterin Andrea Henkel, die nach einem schwachen Sprint wie ihre Teamkolleginnen am Samstag in der Verfolgung als Zwölfte ein gutes Rennen ablieferte, geht nun zuversichtlich in die am Freitag in Oberhof beginnende Vorbereitung: „Dieser Sieg gibt uns Optimismus und Motivation.“

Für die Herren war es unterdessen ein Weltcup zum Vergessen. Von den Plätzen 13 bis 57 reichte beim Team von Coach Mark Kirchner die Spanne. In diesem Jahr erreichten sie in den Einzeln noch kein Podium. Den letzten Sieg holte Birnbacher im Dezember 2012. In der für viele Athleten schwierigen Höhe von 1600 Metern konnten sie weder in der Loipe noch am Schießstand überzeugen, im Verfolger schossen sie 34 Fehler bei 100 Versuchen. „Das ist nicht unser wahres Leistungsvermögen“, sagte Kirchner. Aber: „Wir lassen uns nicht entmutigen. Dafür haben wir diesen Winter schon zu viele gute Ergebnisse gebracht.“

Doch vor allem Peiffer enttäuschte als Sprint-57. und Verfolgungsletzter. Der 25-Jährige zeigte dann aber wenigstens ein ordentliches Staffel-Rennen, brachte das Team nach den vier Strafrunden von Lesser wieder etwas nach vorne. „Es tat gut wieder konkurrenzfähig zu sein“, sagte der Sprint-Weltmeister von 2010. Der erstmals als Schlussläufer eingesetzte Kühn zeigte dann eine couragierte Leistung und betrieb beim zweiten Staffelsieg der Franzosen Schadensbegrenzung.

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