Biathlon-Verband rechnet nicht mit Dopingwelle

Leipzig (dpa) - Nach den drei positiven EPO-Nachtests erwartet die Generalsekretärin des Biathlon-Weltverbandes IBU keine Lawine von neuen Dopingfällen.

Biathlon-Verband rechnet nicht mit Dopingwelle
Foto: dpa

„Es werden nicht lauter neue Athleten sein. Wir gehen davon aus, dass einige Proben von denen, die nachgetestet werden, nur die Sperren bestätigen, die zuletzt schon verhängt worden sind“, sagte Nicole Resch der Deutschen Presse-Agentur.

Vier Tage vor dem Start in die neue Weltcup-Saison hatte die IBU am Donnerstagabend bekanntgegeben, dass dank Nachtests und neuer EPO-Analyseverfahren gleich drei Sünder entlarvt wurden. Zwei der drei ins Visier geratenen Skijäger standen in diesem Jahr schon vor dem Anti-Doping-Hearing-Panel und wurden bestraft. Darunter waren die beiden Russinnen Irina Starych (2 Jahre Sperre) und Jekaterina Jurjewa, die als Wiederholungstäterin acht Jahre aus dem Verkehr gezogen wurde. Der bisher noch unbescholtene Alexander Loginow wurde vom Russischen Biathlon Union (RBU) suspendiert.

Bei dem 22-Jährigen war eine bereits im November 2013 im Training genommene Probe erneut getestet worden. „Wir haben alle Proben mit auffälligen Ergebnissen gelagert. Die werden wir der Reihe nach öffnen. Wann die Proben genau genommen wurden, kann ich nicht sagen. Wie viele es sind auch nicht“, erklärte Resch. Mit dem neuen Nachweisverfahren der WADA-Labore können die Doping-Fahnder seit Herbst auch weiter zurückliegende EPO-Verfehlungen aufspüren.

Wie weit zurückgetestet wird, wollte Resch ebenfalls nicht sagen. „Wir halten unseren Sport sauber mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Und wenn wir jetzt noch ein weiteres Verfahren dafür haben, werden wir das nutzen“, meinte Resch.

Zuletzt waren fast ausschließlich russische Athleten den Fahndern ins Netz gegangen. Dopen nur die Russen oder dopen sie unprofessioneller als die anderen Skijäger? Der Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel vermutet, dass die Russen derzeit nicht an die besten EPO-Formen rankommen wie vielleicht andere Nationen. „Es gibt ja sehr viele verschiedene EPO-Sorten, die man nicht alle nachweisen kann. Was die Verfügbarkeit hoher technischer Mittel oder guter EPO-Präparate betrifft, ist Russland sicher ins Hintertreffen geraten. Russland hat auf diesem Sektor im Gegensatz zu früher einiges an Rückstand erlitten, was damit zusammenhängt, dass das Land technologisch nicht auf dem Stand ist wie die Industrieländer“, sagte er der dpa.

Der Pharmakologe aus Nürnberg freut sich über jeden Fortschritt im Kampf gegen Doping: „Es ist kein Durchbruch, aber ein guter Schritt.“ Die Methoden würden weiterhin immer empfindlicher werden, in zwei Jahren erwische man dann vielleicht die nächste Ebene: „Aber es wird immer welche geben, die es probieren. Meine Hypothese ist, dass man sich in Zukunft ein EPO herstellt, was völlig neu ist und das man nicht nachweisen kann. Dann haben die Dopingfahnder keine Chance.“

Derweil schlug der Fall in Russland, wo Biathlon der beliebteste Wintersport ist, hohe Wellen. „Schon wieder Doping“, titelte die Moskauer Zeitung „Sport Express“ am Freitag. Der russische Verband teilte mit, dass er bei der IBU auf Bitten Loginows ein ganzes Paket an Unterlagen angefordert habe, um die Analysedaten zu begutachten.

Der Fall Loginow reihe sich in die jüngsten Skandale im russischen Biathlon ein, schrieb „Sport Express“ - mit der Disqualifizierung von Starych, Jurjewa, Albina Achatowa und Dmitri Jaroschenko. Die Proben von Starych und Jurjewa seien zur selben Zeit genommen worden wie bei Loginow.

Einen Schatten wirft der Fall auf Männer-Coach Alexander Kasperowitsch. Der äußerte sich bei „Wes Sport“ schockiert: „Ich verstehe nicht, wie so etwas passieren konnte.“ Der Verband lehne Doping ab. Loginow habe nicht einmal Vitamine ohne Aufsicht zu sich genommen. Er wolle nun die B-Probe seines Schützlings abwarten.

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