Bittere Stunden für Eissprinterin Wolf

Calgary (dpa) - Jenny Wolf bemühte sich redlich, ihren Ärger nicht nach außen dringen zu lassen. „Mit drei von vier Läufen kann ich zufrieden sein. Mein Ziel Top 10 habe ich erreicht“, meinte sie zurückhaltend, doch ihr Unmut war zwischen den Sätzen zu spüren.

Mit ihren Stolperern auf den zweiten 500 Metern hatte sich die Berliner Sprinterin bei den Eisschnelllauf-Weltmeisterschaften in Calgary den Sprung auf das Podest verdorben und zugleich ihren Weltrekord an die neue Weltmeisterin Yu Jing verloren. Die Chinesin verbesserte in 36,94 Sekunden Wolfs drei Jahre alte Bestmarke um 0,06 Sekunden und entriss mit 148,610 Punkten auch der Berlinerin Monique Garbrecht-Enfeldt ihren neun Jahre alten Weltrekord im Vierkampf.

„Mir tut das von Herzen weh, dass Jenny nun nicht die erste Frau ist, die unter 37 Sekunden läuft“, sagte Monique Angermüller und zeigte Mitgefühl mit ihrer Trainingsgefährtin. Und sie gab einen kleinen Einblick in Jenny Wolfs Innenleben: „Das muss ganz bitter für sie sein, diesen Rekord dann auch noch im direkten Duell zu verlieren.“

Durch Wolfs Absturz von Rang zwei nach dem ersten Tag auf Platz neun im Endklassement musste das deutsche Team das schwächste WM-Ergebnis seit sechs Jahren konstatieren. „Klipp und klar: Ich bin nicht zufrieden“, urteilte daher Sprint-Bundestrainer Thomas Schubert. Monique Angermüller vergab ihre Chance mit dem Sturz im ersten 500-m-Rennen, Samuel Schwarz kam nur auf Platz 19, so dass die Bilanz am Ende mehr als dürftig ausfiel.

Noch ganz gut in Szene setzte sich Judith Hesse, die über 500 Meter zwei persönliche Bestzeiten fixierte und mit Gesamt-Rang 14 wenigstens noch den dritten WM-Platz für kommendes Jahr rettete.

Die Titelkämpfe von Calgary werden indes als Weltrekord-Festival in die Geschichte eingehen. Neben den beiden Bestmarken von Yu Jing feierten die Gastgeber ihre Lokalmatadorin Christine Nesbitt als erste Frau der Welt unter 1:13 Minuten, nachdem sie am ersten Tag die 1000 Meter in 1:12,68 absolviert hatte. Zum Abschluss krönte Überraschungs-Weltmeister Stefan Groothuis aus den Niederlanden seinen Vierkampf mit dem neuen Punkte-Weltrekord von 136,810 Zählern. Er entthronte damit den Kanadier Jeremy Wotherspoon, der in Calgary zum besten „Sprinter aller Zeiten“ gekürt worden war.

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