Schneiderheinze mit WM-Titelchance - Humphries vorn

St. Moritz (dpa) - Anja Schneiderheinze mischt nach einer Rekordfahrt bei der Zweierbob-WM kräftig mit. Nach ihrer Bestzeit im zweiten von vier Läufen auf der Natureisbahn in St. Moritz war sie am Freitag rundum zufrieden.

In 1:07,81 Minuten hatte die Erfurterin der Olympiasiegerin Kaillie Humphries den Bahnrekord abgejagt, den die Kanadierin zum Auftakt auf 1:08,18 Minuten geschraubt hatte. Durch ihre Traumfahrt mit ihrer Anschieberin Lisette Thöne verkürzte Schneiderheinze nicht nur ihren Rückstand auf die Titelverteidigerin auf 0,12 Sekunden, sondern machte auch ihrer Mutter Monika zum 61. Geburtstag ein passendes Geschenk.

„Nach einer hoffentlich ruhigen Nacht werden wir noch mal richtig angreifen“, kündigte die Olympiasiegerin von 2006, damals noch als Anschieberin von Sandra Kiriasis, für die letzten zwei Läufe am Samstag an.

Die nach dem Training favorisierte Sandra Kiriasis von der RSG Hochsauerland lag zur Halbzeit mit Anschieberin Franziska Bertels nur auf Rang fünf und hat schon 0,60 Sekunden Rückstand auf die Führende Humphries. Nach den starken Trainingseindrücken und einem Topspeed von 144 Stundenkilometern kam sie im Wettkampf nur auf 142,16 Stundenkilometer und war rat- und sprachlos.

Angriffslustig ist dagegen die viertplatzierte Cathleen Martini, die mit Anschieberin Stephanie Schneider nur 0,15 Sekunden hinter der Amerikanerin Elana Meyers liegt. „Jetzt habe ich richtig Lust auf mehr, jetzt heißt es nur noch Angriff“, meinte die Oberbärenburgerin, die nach dem Abschlusstraining völlig ohne Orientierung war. „Da habe ich voll eine dranbekommen und war schlechteste Deutsche, daher bin ich jetzt schon etwas erleichtert.“ Junioren-Weltmeisterin Miriam Wagner aus Riesa liegt zur Halbzeit ihres WM-Debüts bei den Frauen mit Bremserin Franziska Fritz auf Platz neun.

Während einige Pilotinnen im Training auf der „größten Schnee-Skulptur der Welt“ - wie die Natureisbahn in dem Schweizer Nobelort genannt wird - oft ihr ganzes Leistungsvermögen abrufen, um die Konkurrenz zu schocken, decken viele nicht alles auf. „Wir wussten, dass es sehr eng werden wird. Wir müssen am Start und in der Bahn das Beste abrufen, dann passt es unten raus auch mit dem Material, das uns bei der Länge der Bahn auch etwas entgegenkommt“, meinte Schneiderheinze, die in der Vorsaison in St. Moritz den zweiten Weltcup-Erfolg ihrer Laufbahn verbucht hatte.

Im ersten Durchgang startete sie mit Thöne eine Zehntelsekunde schlechter als im zweiten Lauf, wo sie als Dritte hinter Humphries 5,47 Sekunden (Startrekord) und Meyers (5,48) Anschluss an die Weltspitze hatte. Doch nach der Aufholjagd war auch Mutter Monika etwas ruhiger. „Meine Mutti würde am liebsten gar nicht zugucken hier, sie hat immer Angst. Aber der zweite Lauf beruhigt sie jetzt ein bisschen“, sagte Schneiderheinze.

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