Eisschnellläufer mit schwächster WM-Bilanz

Heerenveen (dpa) - Goldserie gerissen und mit drei Medaillen nur das selbstgesteckte Minimalziel erfüllt: Mit ihrem schlechtesten Abschneiden kehren die deutschen Eisschnellläufer von der Einzelstrecken-WM zurück.

Weder die beiden Teams noch die entthronte 500-Meter-Weltmeisterin Jenny Wolf konnten an einem medaillenlosen Abschlusstag die Bilanz aufpolieren. Mit zweimal Silber durch Langstrecklerin Stephanie Beckert und Bronze von Claudia Pechstein über 5000 Meter gab es drei deutsche Medaillen - genau wie 2009, als durch Wolf und Anni Friesinger aber noch zwei Titel heraussprangen.

Zum Abschluss der 14. Auflage seit 1996 wurde Wolf am Sonntag in Heerenveen ebenso Sechste wie das deutsche Herren-Team. Die Damen mit Stephanie Beckert, Claudia Pechstein und Isabell Ost verpassten als Fünfte knapp eine Medaille. Beide Team-Titel gingen an Gastgeber Niederlande, der zur Freude von 9000 Fans fünfmal Gold abräumte.

„Wir müssen uns nix vorwerfen, wir haben alles rausgeholt. Natürlich hätte ich gern noch eine Medaille gehabt, aber ich bin mit der Saison nach den Anfangsproblemen zufrieden“, erklärte die immer wieder unter Rückenbeschwerden leidende Beckert mit etwas ernüchterter Miene in den Katakomben der Thialf-Halle.

Am Samstag hatte die 23-Jährige über 5000 Meter ihre zweite Silberplakette erkämpft, Claudia Pechstein nahm als Dritte beim Triumph von Seriensiegerin Martina Sablikova aus Tschechien ihre 57. internationale Medaille mit nach Hause. Als Beckert und Pechstein gemeinsam auf dem Podest standen, hielt Verbandschef Gerd Heinze hielt den selten gewordenen Anblick per Foto fest.

Pechstein durfte sich nach ihrer 57. internationale Plakette am Samstag zumindest über die Fortsetzung einer persönlichen Erfolgsserie freuen. Nur ihre Sperre hatte sie unterbrochen. „Ich habe bei allen Einzelstrecken-Weltmeisterschaften immer eine Medaille geholt. Jeder Podestplatz und jede Medaille ist noch mehr wert als zuvor“, sagte die 40-Jährige mit unbeschwertem Lächeln.

Wolf konnte trotz der Niederlage nach vier 500-Meter-Titeln in Serie lächeln und denkt trotz einer enttäuschenden Saison nicht mehr an ein schnelles Karriereende. Sogar einen Olympia-Start 2014 in Sotschi ist möglich. „Ich habe beschlossen, nochmal anzugreifen und vielleicht auch strategisch anders an die Wettkämpfe ranzugehen. Das kann man nur machen, wenn auch Olympia als Ziel steht“, sagte die 33-Jährige. Die Titel gingen an Südkoreas Olympiasieger: Lee Sang-Hwa gewann bei den Damen, Mo Tae-Bum hauchdünn bei den Herren.

Für eine Überraschung sorgte am Samstag Moritz Geisreiter mit seinem vierten Platz über 10 000 Meter. Als „Hammer“ wertete der Zwei-Meter-Schlaks sein bestes WM-Resultat. Angesichts der Top-Ten-Ränge von Patrick Beckert, Marco Weber, Alexej Baumgärtner und Samuel Schwarz versprach der Inzeller für die kommenden Jahre: „Da werden die Leute begreifen, dass auch die deutschen Eisschnellläufer gut anzusehen sind und nicht nur die deutschen Frauen.“ So gut wie Geisreiter schnitt zuletzt der Chemnitzer Frank Dittrich 2001 ab. Patrick Beckert versprach in Richtung Olympia: „Bis Sotschi sind es noch zwei Jahre. Da wollen wir um Medaillen mitlaufen.“ Nötig wäre es, im Team am Sonntag klappte es noch nicht.

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