Kufen-Asse stürmen aufs Podest: Team-Triumph

Heerenveen (dpa) - Als auch Vizeweltmeister Kanada die Top-Zeit verpasst hatte, lagen sich die deutschen Eisschnellläuferinnen in den Armen und hüpften ausgelassen durch die Thialf-Arena.

Erstmals seit zwei Jahren haben die Deutschen wieder ein Weltcup-Rennen in der Teamverfolgung für sich entschieden. Stephanie Beckert, Claudia Pechstein und Isabell Ost setzten sich am Sonntag in Heerenveen in 3:01,14 Minuten dank eines furiosen Schlussspurts durch und sorgten für eitel Freude im deutschen Kufen-Team.

Zuvor hatte Stephanie Beckert gleich zu Beginn des Winters Ambitionen auf ihren ersten WM-Titel angemeldet. Die 24 Jahre alte Erfurterin dominierte über 3000 Meter so eindeutig, dass ihre Kampfansage an Überfliegerin Martina Sablikova aus Tschechien nicht mehr nur als leere Worte angesehen werden dürften. Claudia Pechstein unterstrich zudem als Dritte im Eis-Mekka Heerenveen ihre Affinität für den Massenstart, Sprinterin Jenny Wolf kam trotz noch nicht optimaler Läufe über 500 Meter auf die Plätze drei und fünf.

„Natürlich freue ich mich riesig über diesen Sieg. Aber ich bin sicher, Martina wird im Laufe der Saison noch kommen“, bekannte die stets von Rückenproblemen beeinträchtigte Team-Olympiasiegerin Beckert nach ihrem Traumstart in den Eis-Winter. Beim vierten Weltcup-Erfolg ihrer Karriere über 3000 Meter war sie in 4:04,39 Minuten zwar fast zwei Sekunden langsamer als vorige Woche in Berlin, doch hielt sie die sieggewohnte Weltmeisterin und Olympiasiegerin aus Tschechien (4:06,71) klar auf Distanz.

Claudia Pechstein, die mit falsch geschliffenen Kufen abgeschlagen nur Rang elf belegt hatte, zeigte an den Folgetagen ein anderes Gesicht. Der Teamerfolg war der 28. Weltcuperfolg ihrer Laufbahn, ihre insgesamt 97. Top-3-Platzierung im Weltcup. Tags zuvor hatte sie Platz drei im Massenstartrennen erkämpft, doch noch mehr strahlte die 40-Jährige über den vierten Platz über 1500 Meter. „Ich bin sehr glücklich“, meinte die fünfmalige Olympiasiegerin nach deutscher Saisonbestzeit von 1:58,03 Minuten. „Ich habe die Kufen gewechselt, das hat sich ausgezahlt. Ich wollte beste Deutsche werden, das hat geklappt.“

Beim 35. Weltcup-Sieg von Weltmeisterin Christine Nesbitt aus Kanada (1:56,35 Minuten) blieb für die deutsche Meisterin Monique Angermüller nach Behinderung beim Bahnwechsel nur Platz 14. „Das war nicht nett von Linda de Vries, ich war so gut in Schwung“, meinte die Berlinerin bei ihrem internationalen Comeback, nachdem sie im vorigen Winter wegen einer Histamin-Intoleranz, einer seltenen Form des Nesselfiebers, fünf Monate pausieren musste. Über 1000 Meter kam die 28-Jährige am Sonntag in 1:16,87 Minuten nur auf Platz 11.

Klar bergauf geht es nach verkorkster Vorsaison bei Jenny Wolf. Die 33 Jahre alte Hauptstädterin ging nach ihrem Kurven-Strauchler am Vortag (38,32) voll motiviert in das zweite 500-m-Rennen. Doch auch da war sie mit Platz drei nicht ganz zufrieden. „Die eine Hundertstel Rückstand auf Platz zwei ärgert mich“, meinte sie, nachdem sie in 38,14 Sekunden nur Doppelsiegerin Lee Sang-Hwa aus Südkorea (37,92) und der US-Amerikanerin Heather Richardson (38,13) den Vortritt lassen musste. „Ich bin nicht so gut aus dem Startblock gekommen. Gern wäre ich unter 38 Sekunden geblieben“, bekannte sie.

Die deutschen Herren konnten wieder nicht mit Schlagzeilen aufwarten. In der Team-Verfolgung reichte es zu Platz fünf. Der Berliner Samuel Schwarz lief über 1000 Meter in 1:10,22 Minuten auf Platz zehn zur besten Einzelplatzierung auf den olympischen Strecken.

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