Liebers: „Erst in Top Ten und 2016 zur Medaille schielen“

Berlin (dpa) - Eiskunstläufer Peter Liebers führt die kleine deutsche Mannschaft bei den Weltmeisterschaften von Mittwoch bis Sonntag in Shanghai an. Der Olympia-Achte hat sich nach seinem Schulterbruch mit Platz sechs bei der EM zurückgemeldet.

Liebers: „Erst in Top Ten und 2016 zur Medaille schielen“
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In China nimmt der 26-Jährige die Top Ten ins Visier. Doch konditionell fehlen ihm wegen der Verletzung immer noch die Grundlagen aus dem Sommer. „Ich versuche das nächste Saison mal ohne Verletzung, dann will ich in Richtung Medaille schielen“, sagte Liebers im Interview der Deutschen Presseagentur.

Sie gehen in Ihre achte Weltmeisterschaft und haben sich besonders mit Platz acht bei Olympia einen Namen gemacht. Wie sind die Erwartungen?

Peter Liebers: Ich möchte zwei gute Programme durchlaufen. Es ist eine schwierige Saison für mich. Es ist nicht alles so glücklich gelaufen.

Wie sehr ist der Schultereckgelenksbruch noch im Hinterkopf? Haben Sie die Kondition aufgeholt?

Liebers: Es fehlt die Kondition aus dem Sommer, das hole ich nicht auf. Es fällt schwerer, die Gesamtbelastung wegzustecken. Ich brauche länger für die Regeneration. Nach meinem Erfolg bei der Universiade sogar deutlich länger. Dazu war meine Kufe beim Schlittschuh kaputt, ich laufe weiter mit den alten und tape sie ordentlich, damit sie nicht auseinanderfallen.

Sie haben zuletzt in Toronto mit Europameister Javier Fernandez trainiert, wie bringt einen das voran? Er beherrscht die Vierfachsprünge, die bei Ihnen noch nicht stabil sind.

Liebers: Das war eine große Hilfe, in Berlin habe ich derzeit keinen Konkurrenten auf dem Eis. In Toronto waren einige, die Weltklasse sind. Das ist viel angenehmer und motiviert auch für die Vierfach-Elemente.

Was würde passieren, wenn Sie einmal verletzungsfrei wären?

Liebers: Gute Frage, man hat bei Olympia gesehen, da ist noch eine Leistungssteigerung drin. Ich versuche das nächste Saison mal ohne Verletzung, dann will ich in Richtung Medaille schielen.

Sie haben einmal gesagt, Ihnen fehlen einige Jahre auf dem Eis - fühlen sie sich wie der Tommy Haas des Eiskunstlaufs und können deswegen sogar noch länger laufen?

Liebers: Würde ich nicht sagen. Ich habe ja nicht Urlaub gemacht. Es kostete große Anstrengung und fast mehr Arbeit, alles aufzuholen. Dennoch will ich bis zu den Winterspielen 2018 weitermachen.

Es wäre sicher hilfreich, wenn Deutschland mal wieder eine EM oder sogar WM ausrichten würde, damit sie mit Rückenwind auf das Podium laufen könnten. Wie sehen Sie die Bemühungen im Verband?

Liebers: Ich würde mich super freuen, egal in welcher Stadt. Es wäre eine tolle Sache für den gesamten Sport. Ich habe gehört, dass man sich bemühen möchte.

Der Psychologe Veit Klenner, mit dem Sie seit drei Jahren zusammenarbeiten, begleitet sie zu allen großen Wettkämpfen, auch nach Shanghai. Wie wichtig ist das?

Liebers: Schon wichtig, muss ich sagen. Wichtig ist es, sich auf das zu konzentrieren, was man kann, da kann er mir sehr helfen. Auch meine Trainerin, Frau Striegler, kann er vor dem Wettkampf beruhigen. Mit Veit ist bei mir die Konstanz gekommen. Nun kann ich im Wettkampf zwei Programme auf hohem Niveau laufen. Ich kann es jedem Sportler empfehlen. Ein Aspekt, der immer wichtiger wird. Auch Britta Steffen hat vor ihren Olympiasiegen mit Psychologen zusammengearbeitet.

Sie arbeiten seit Jahren mit Viola Striegler zusammen. Nun ist sie zur Bundestrainerin für Herren und Damen ernannt worden. Fürchten Sie, dass sie weniger Zeit für Sie hat?

Liebers: Nö. Sie kann sich das super einteilen. Tut ja gut, dass sie auch andere Aufgaben hat, die gut auf sie zugeschnitten sind. Man kann es nicht vergleichen mit anderen Sportarten. Es ist eher eine koordinatorische Aufgabe mit Lehrgängen.

Im Sports Oriental Center von Shanghai werden sie vor 17 000 Zuschauern allein auf dem Eis stehen. Sie gelten schon als alter Hase. Können Sie Neuligen wie der 18-jährigen Nicole Schott Tipps geben, damit sie das nicht erschlägt?

Liebers: So etwas kann erschlagen. Das Ganze sollte man nicht als Bürde sehen, vielleicht so wie 'Der Weg ist das Ziel'. Die Arbeit ist gemacht, so bin ich auch an Olympia rangegangen. Einfach genießen, man darf sich dort mit seinem Können zeigen, es ist eine Auszeichnung. So ist der Blick positiv.

Sie haben vor kurzem in Kanada neue Programme einstudiert, weil sie im April zwei Monate zur Bundeswehr müssen. Gleichzeitig werden sie Vater und studieren Biotechnologie. Wie bekommen sie das alles unter einen Hut?

Liebers: Ja wir haben schon ein neue Kür einstudiert, weil es nach der WM direkt zur Bundeswehr geht. Ich sehe meine Frau nach der Landung nur einen halben Tag. Dann muss ich klären, ob ich Ende April, wenn das Baby kommen soll, freibekommen kann. Das Studium setze ich erst im Wintersemester fort. Es muss alles gut geplant sein, damit es funktioniert.

ZUR PERSON: Peter Liebers (26) ist fünfmaliger deutscher Meister im Eiskunstlaufen. Der Berliner überstand zahlreiche schweren Verletzungen wie einen Wadenbeinbruch (2006), einen Kreuzbeinbruch (2010) und gerade einen Schultereckgelenksbruch (2014).

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