Pechsteins Traumlauf: 29. Weltcupsieg in Kolomna

Kolomna (dpa) - Nach viel Pech am ersten Tag hat Claudia Pechstein für eine große Überraschung gesorgt und mit 40 Jahren ihren 29. Sieg im Eisschnelllauf-Weltcup geschafft. Stephanie Beckert lief über 3000 Meter diesmal knapp am Podest vorbei.

Als selbst Martina Sablikova die Bestzeit verfehlt hatte, fiel Pechstein auf der Tribüne erst mal ihrem Freund in die Arme. Im stolzen Alter von 40 Jahren hat die Berlinerin im russischen Kolomna für eine gehörige Überraschung gesorgt und den 29. Weltcupsieg ihrer langen Laufbahn erzielt. Über 3000 Meter legte sie in der Saison-Weltbestzeit von 4:02,31 Minuten ein Resultat vor, an dem sich im letzten Paar auch die beiden Favoritinnen die Zähne ausbissen. Die Tschechin Sablikova kam in 4:02,47 Minuten auf Platz zwei, für Stephanie Beckert reichte es eine Woche nach dem Sieg in Heerenveen diesmal nur zu Rang vier.

„Mein Plan ist voll aufgegangen, ich wollte 31er Runden laufen. Das ist mir bis auf die Schlussrunde gelungen. Aber dennoch hätte ich nie gedacht, dass diese Zeit zum Sieg reicht“, bekannte die glückliche Siegerin, die im 208. Weltcuprennen ihrer Karriere ihre 99. Top-3-Platzierung verbuchte. „Ein Wahnsinnslauf. Ein Traum. Sie hat heute alles abgerufen“, geriet Cheftrainer Markus Eicher ins Schwärmen. „Damit hat sie die Favoritinnen unter Druck gesetzt. Stephanie ist im letzten Paar etwas verkrampft gelaufen“, analysierte Eicher, während Claudia Pechstein auf dem Siegerpodest den Daumen in die Höhe streckte.

Tags zuvor war Pechstein nicht gerade mit dem Glück im Bunde. Zunächst stürzte im 1500-Meter-Rennen ihre Gegnerin Lotte van Beek, dann wurde die Berlinerin im Massenstartrennen eingekeilt und kam nach drei siegreichen Zwischenwertungen im Zielspurt nicht zum Zuge. „Das war ein tolles Rennen, ich habe mich super gefühlt. Aber leider war ich etwas eingekeilt, als in der Schlussrunde vorne das Tempo erhöht wurde. Da hat dann die Geschwindigkeit gefehlt, um noch vorne rein zu sprinten“, bekannte sie nach Platz vier.

Zwei Stunden zuvor hatte sie fast das gesamte Rennen auf der Mittelstrecke allein gestalten müssen. Insofern war ihre Zeit von 1:58,27 Minuten ansprechend. „Über die Zeit habe ich mich gefreut. Schade, dass ich das Rennen allein laufen musste, mit einer starken Partnerin an meiner Seite wäre ich sicherlich noch ein bisschen flotter gewesen“, urteilte die Hauptstädterin nach dem Missgeschick ihrer niederländischen Rivalin, die gleich in der ersten Kurve wegrutschte. Der Sieg ging an die Niederländerin Marrit Leenstra, die in 1:55,03 Minuten den fünf Jahre alten Bahnrekord von Anni Friesinger um 0,36 Sekunden unterbot.

Die deutschen Männer liefen beim Erfolg des in Bahnrekord von 6:10,62 Minuten siegreichen Oranje-Weltmeisters Sven Kramer erneut an den Top Ten vorbei. Über 5000 Meter war Marco Weber aus München auf Platz 13 in 6:25,65 Minuten der bestplatzierte Deutsche. Alexej Baumgärtner aus Chemnitz belegte Rang 14. Schneller als seine beiden Teamgefährten war Moritz Geisreiter, der nach seinem Sturz in der Vorwoche in der B-Gruppe starten musste und dort in 6:21,61 Minuten der schnellste Läufer war. In der kommenden Woche darf der Inzeller im kasachischen Astana nun sowohl über 1500 wie auch über 5000 Meter wieder in der A-Gruppe starten.

Sven Kramer nutzte nach seinem Sieg die Chance, Fußballtrainer Guus Hiddink auf der Tribüne ein Geschenk zu kredenzen. Er überreichte dem prominentesten Oranje-Fan aus Dank für dessen Unterstützung einen Rennanzug. Der frühere Bondscoach ist seit Februar Cheftrainer des russischen Clubs Anschi Machatschkala.

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