Phänomen Pechstein: Der zweite Coup misslingt nur knapp

Seoul (dpa) - Nicht einmal zehn Meter fehlten Claudia Pechstein zum nächsten Coup. Obwohl am Ende ihr hohes Risiko im Massenstart-Rennen von Seoul nicht belohnt wurde, reiste die Berlinerin mit ungeahnten Glücksgefühlen in die Heimat zurück.

Phänomen Pechstein: Der zweite Coup misslingt nur knapp
Foto: dpa

„Das waren wirklich Glücksmomente, die man nicht alle Tage erlebt. Ich musste so viele Hände schütteln. Wahnsinn“, meinte die fünfmalige Olympiasiegerin nach ihrem großen Wochenende in Südkoreas Hauptstadt. Zum Auftakt war der 42-Jährigen der erste Weltcup-Sieg auf ihrer Spezialstrecke über 5000 Meter seit sechs Jahren gelungen.

In höchsten Tönen schwärmte DOSB-Präsident Alfons Hörmann von der Eiskönigin. „Wer in diesem Alter solche Erfolge erzielt, kann mit Fug und Recht behaupten, viel für die Sportart getan zu haben. Ich würde mir wünschen, dass wir im deutschen Sport zahlreiche solcher Topathleten über alle Leistungs- und Altersgrenzen hinweg hätten“, sagte Hörmann der Deutschen Presse-Agentur.

Der Präsident ist zuversichtlich, dass die drängende Personalfrage an der Spitze der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft DESG bis zum Jahresende geklärt ist. „Der Verband hat dokumentiert, dass er inzwischen seine Hausaufgaben gemacht hat“, erklärte Hörmann. DESG-Sportdirektor Günter Schumacher, der die Mitverantwortung für das medaillenlose Abschneiden bei den Winterspielen in Sotschi übernommen hatte, ist seit Juni krankgeschrieben. Der Verband steht seitdem ohne hauptamtliche Führung da. Pechstein hatte nachdrücklich die Trennung von Schumacher gefordert. Insgesamt wird nun mit einer externen Lösung für die wichtigste Position des Verbandes gerechnet.

Zum Schluss wagte die „alte Dame“ Pechstein im Massenstartrennen gegen 20 Jahre jüngere Konkurrenz noch einmal alles. Sieben Runden vor dem Ende setzte sie sich vom Feld ab, nur die Tschechin Martina Sablikova konnte ihr folgen. „Wer nicht wagt, der nichts gewinnt. Das war ein wichtiger Test für mich“, meinte die Berlinerin, der auf der letzten Runde aber die Kräfte schwanden.

Hinter der allein vornweg laufenden Olympiasiegerin Sablikova spurteten vor dem Zielstrich die Niederländerin Irene Schouten und die Kanadierin Ivanie Blondin an Pechstein vorbei. Da es für Platz vier keine Punkte mehr gibt, musste sie schließlich mit Rang sechs in der Punktewertung vorlieb nehmen. „Am Ende ist es immer ein bisschen Lotterie“, meinte Pechstein über die neue WM-Disziplin.

Die deutschen Eis-Sprinter rasten an dem Wochenende an den Postplätzen vorbei. Nico Ihle stolperte am Start und kam dennoch auf den siebten Platz über 500 Meter. Tags zuvor war der Chemnitzer über 1000 Meter auf Rang acht gelandet. Auch für Samuel Schwarz reichte es nicht für das Podium. Eine Woche nach seinem dritten Rang von Obihiro wurde der Berliner in 1:10,72 Minuten Sechster. „Über Platz sechs muss ich nicht heulen, es war ein gutes Rennen“, sagte Schwarz, der in der Gesamtwertung Platz drei behauptete.

Der Russe Pawel Kulischnikow war in Seoul nicht zu bezwingen. In 1:09,56 Minuten gewann er die 1000 Meter, und am Sonntag auch zum dritten Mal im vierten Saisonrennen die 500 Meter. Der Erfurter Patrick Beckert kam nach furiosem Schlussspurt über 10 000 Meter noch auf Platz fünf, verfehlte aber das selbst gesteckte Ziel Podestrang. Bob de Jong, der niederländische Olympiasieger von 2006 in Turin, übernahm als Sieger in 13:17,51 Minuten die Führung im Gesamt-Klassement. Weniger gut lief es für Judith Hesse. Geschwächt von einer Entzündung der oberen Luftwege kam sie nach Rang drei zum Auftakt über 500 Meter nur auf Platz elf und musste ihren Start über die 1000 Meter absagen.

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