Riesen-Jubel um Eissprinter Schwarz

Harbin (dpa) - Erst fasste er sich an den Kopf, dann riss er die Arme in die Luft und die Teamgefährten lagen sich in den Armen. Samuel Schwarz hat mit seinem zweiten Sieg im Eisschnelllauf-Weltcup eine riesige Euphorie im deutschen Team ausgelöst.

„Es ist wie im Märchen: Samuel im Wunderland“, meinte der 29-jährige Berliner nach seinem grandiosen Erfolg über 1000 Meter im chinesischen Harbin, von Einheimischen angesichts von derzeit minus 18 Grad Celsius nur „Stadt des Eises“ genannt. In 1:09,69 Minuten hatte Schwarz Olympiasieger Shani Davis (USA/1:09,87) und den Niederländer Hein Otterspeer (1:09,92) auf die weiteren Podestplätze verwiesen. Seinen ersten Weltcupsieg hatte Schwarz am 12. Dezember 2010 im japanischen Obihiro auf derselben Strecke geholt.

„Es ist der Wahnsinn. Einfach unfassbar. Aber auf der Ziellinie wusste ich, dass es eine Superzeit sein muss. Als dann die 1:09 auf der Tafel aufblinkte, dachte ich nur: Unglaublich“, sagte der Berliner der Nachrichtenagentur dpa. Im Gesamtklassement rückte er mit nunmehr 314 Punkten als Zweiter ganz nah an den führenden Kanadier Denny Morrison heran, der bislang 325 Punkte erkämpfte.

Die Frage, wie denn der seltene Erfolg für die deutschen Herren nur gefeiert werde, beantwortete Schwarz eher verlegen. „So etwas ist nicht planbar. Aber ich denke, da Teamgefährte Denny Ihle heute Geburtstag hat, werden wir gleich doppelt feiern.“ Oft hatte Schwarz in den vergangenen Jahren die Podestplätze knapp verfehlt. Auch das ging ihm in der Stunde des großen Erfolges durch den Kopf. „Manchmal war es zum Verzweifeln. Es fehlte mal ein Schritt oder es gab einen Wackler in der Kurve“, sagte er, nachdem er bei beiden Asien-Weltcups nun zum dritten Mal innerhalb einer Woche auf dem Podest gelandet war und sogar die Konkurrenten von ganz oben betrachten durfte.

Tags zuvor hatte er mit Platz drei seine Topform angedeutet, nachdem ihm einen Woche zuvor sogar der zweite Platz in Nagano gelungen war. „Es ist ein irre Stabilität, die Samu zur Zeit hinlegt. Da gibt es nur ganz wenige aus der Weltspitze, die das können“, würdigte Teamchef Helge Jasch die Leistung des neuen Siegläufers im deutschen Team.

Da traten die Leistungen von Jenny Wolf ein wenig in den Hintergrund, zumal die Olympia-Zweite mit ihrem zweiten Lauf über 500 Meter am Sonntag als Vierte total unzufrieden war. Einen Tag nach ihrem knapp verfehlten 61. Weltcupsieg und Platz zwei kam die 33-jährige Berlinerin wegen eines weit schlechteren Starts nur auf 38,41 Sekunden. „Ich habe das Rennen schon nach zehn Metern verloren. Das war eine schlechte Leistung. Einfach nur ärgerlich“, kritisierte sie sich selbst, nachdem ihr tags zuvor nur eine Hundertstelsekunde zum Sieg gefehlt hatte.

Der Sieg ging im sechsten Saisonrennen zum sechsten Mal an die südkoreanische Olympiasiegerin Lee Sang-Hwa, die in 37,65 Sekunden auch das direkte Duell gegen Wolf klar gewann und ihren tags zuvor aufgestellten Bahnrekord nochmals um 0,29 Sekunden drückte. „Sie ist zur Zeit in einer Topform. Es ist schon Wahnsinn, wenn man an einem Wochenende den Bahnrekord um eine halbe Sekunde verbessert“, erkannte Jenny Wolf an. In der Gesamtwertung führt Lee nun mit 600 Punkten unangefochten vor Wolf (400).

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